Bluffen, tricksen, Karten zinken: Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (68, Linke) hat bei Markus Lanz (55) in seiner ersten Talkshow nach der Landtagswahl vor zehn Tagen einen neuen Machtpoker eröffnet.

Ramelows Ziel: trotz der krachenden Niederlage im Amt bleiben. Seine Strategie: verhindern, dass Mario Voigt (47, CDU) eine Mehrheit gegen ihn zusammenbringt.

Erste Phase: Absichtsvolle Analysen

Ramelow, aus Erfurt zugeschaltet: „Ich kann mir drei Optionen vorstellen. Die eine ist unter Einschluss der Linken, dann kann man gut regieren. Oder: CDU, BSW, SPD.“

Oder, so der Ministerpräsident dann gleich weiter: „Wir könnten auch Rot-Rot-Rot machen, also SPD, BSW und Linke. Die CDU könnte uns dann tolerieren, weil sie dann ihren Bundesbeschluss nicht verletzen würde. Das ist paradox, aber das sind die Varianten …“

Zweite Phase: Taktische Umarmungsoffensive

„Ich neige zu der mittleren Variante“, behauptete Ramelow mit Pokerface, „und unterstütze gerne, wenn Herr Voigt die Gespräche geführt hat!“ Heißt: wenn der CDU-Mann als Ministerpräsident sowieso nicht zu verhindern wäre.

Problem: Den Ministerpräsidenten schlägt der Landtagspräsident vor. Den aber wählt die stärkste Fraktion. In Thüringen wäre das die AfD. Das will Ramelow auf jeden Fall verhindern: „Es wäre nicht gut, wenn das jemand wäre, der Höcke-geneigt das macht, was Herr Höcke ihm einredet!“

Dritte Phase: Vorbereitung des Projekts „Phönix aus der Asche“

Lanz hat es längst gemerkt: „Die CDU hat einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit der Linken, aber keinen mit Bodo Ramelow. Vielleicht wird er es sein, der der Regierung zur entscheidenden Mehrheit verhilft. Werden Sie das tun?“

Ramelow ganz locker: „Das hängt davon ab, wie oft Sie mich noch in Ihre Sendung einladen wollen, und wie viel Lakritz ich dabei kriege!“

Dann aber lässt der Noch-Ministerpräsident die Katze kurz mal aus dem Sack gucken: „Ich habe mit 42 Stimmen fünf Jahre das Land geführt. Die 44 Stimmen (für CDU, BSW, SPD, d.Red) würden reichen, wenn sich die Linke ordentlich verhält …“

Und nicht, so Ramelow weiter, „auf einmal mit der AfD eine Fundamentalopposition macht“. Das aber, so der Ministerpräsident mit Pokerface, „kann ich ausschließen“.

Als erste Unterstützerin dieser Planziele meldet sich RND-Journalistin Eva Quadbeck (54): „Man muss die Politik so gestalten, dass das Land geführt werden kann, und da hat Herr Ramelow ja Erfahrung mit …“

Vierte Phase: Warnung vor einer Hängepartie

Ramelow: „Ich bin für Thüringen verantwortlich, und ich werde dieses Land verantwortlich in der Staatskanzlei so lange führen, bis ich einen geordneten Übergang an den nächsten Ministerpräsidenten oder die nächste Ministerpräsidentin vollziehen kann.“

„Das kann ja noch dauern“, entfährt es Quadbeck. „Genau!“, kommentiert Lanz. „Und dann, Herr Ramelow haben Sie noch fünf Jahre vor sich.“ Da lächelt der Ministerpräsident auf seinem Monitor. Es wäre ein machtpolitisches Meisterstück.