Es klang fast zu schön, um wahr zu sein … CSU-Chef Markus Söder (57) und sein Stargast aus Berlin, der CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (68), himmelten sich auf der Bühne des Augsburger Parteitags geradezu an.

Kostproben gefällig?

Es fielen Sätze wie: „Wir wollen mit dir Deutschland regieren. Wir werden dich unterstützen.“ (Söder zu Merz)

Wir haben zu einem neuen Miteinander gefunden. Die CDU und die CSU. Ich möchte dir, lieber Markus danken.“ (Merz zu Söder)

Endlich sind wir wieder ein starkes Team. Heute hast du uns aus der Seele gesprochen.“ (Söder zu Merz)

Die harmoniesüchtigen Delegierten klatschen begeistert Beifall. So wollen sie es haben in der Union: Bloß kein Zoff zwischen ihren Großkopferten!

Doch jenen, die die beiden Alpha-Männer der CDU/CSU gut kennen, schwant bereits, dass die Söder-Merz-Schmusewelle spätestens nach dem Wahltag ein Ende haben könnte. Dann, wenn es – womöglich – darum geht, die neue Regierung aufzustellen.

Dabei dürfte sich nach Lage der Dinge der Streit wohl nicht darum drehen, ob man die Grünen mit in die Koalition holt. Hier ist Merz, der Bündnisse nicht völlig ausschließen will, erkennbar in Richtung Söder unterwegs, der die Öko-Partei um jeden Preis in der Opposition haben will. Den Bayern freut’s. Aber er beginnt schon damit, das Preisschild für seine Folgsamkeit in der K-Frage ins Schaufenster zu hängen.

Die CSU diskutiert schon Ministerposten

Merz dürfte genau registriert haben, dass Söder unter dem Jubel der Delegierten das Landwirtschaftsministerium für die Christsozialen forderte. Auch von gewünschten Chefposten für die Ressorts Innen, Gesundheit und Verkehr ist hinter vorgehaltener Hand bereits die Rede.
Wer die Jobs erhält, soll – so Söder – in Berlin helfen, den „bayerischen Schatz zu schützen“. „Egal, wo ein Bayer ist, er muss daran denken, wie er dieses Land voranbringen kann.“

Migration als Haupt-Wahlkampfthema

Merz muss so was um des lieben Friedens willen hinnehmen. Wichtiger ist zunächst ohnehin, dass die Ex-Kontrahenten um den Spitzenjob der Republik sich einig sind, wie sie die Migrationskrise eindämmen wollten. Diese dürfte – das ist nach Augsburg klarer denn je – das Haupt-Wahlkampfthema der Union für den Bundestag 2025 werden.

Zoff zwischen den Chefs der Schwesterparteien kann dennoch jederzeit vor dem Wahltag ausbrechen. Und zwar in dem Moment, in dem Merz, der noch nie einen Wahlkampf geführt hat, verbal wieder so daneben greift, dass der – immer kontrollierte – Söder entsetzt ist.

Dann könnte der Bayer versucht sein, beweisen zu wollen, dass er doch der bessere Mann fürs Kanzleramt wäre. Keiner beobachtet die Entwicklung der Umfragen in der Union so genau wie Söder.