Über 80 Jahre kämpften US-Auslandssender wie „Voice of America“, „Radio Free Europe“ und „Radio Liberty“ gegen Diktaturen und für die Freiheit. Jetzt hat US-Präsident Trump per Dekret massive Kürzungen bei den Sendern angeordnet. Das Weiße Haus erklärte, dies würde sicherstellen, dass „die Steuerzahler nicht länger für radikale Propaganda aufkommen müssen“. Ein Blick in die Geschichte.

Die Stimme der Freiheit erklang in Nazi-Deutschland erstmals im Februar 1942. „Hier spricht die Stimme Amerikas. Die Stimme Amerikas im Krieg. Heute, und fortan werden wir jeden Tag aus Amerika bei Ihnen sein, um über den Krieg zu sprechen.“ So begann die erste Ausgabe der US-Radiosendung „Voice of Amercia“, die in Deutschland gesendet wurde.

„Die Nachrichten mögen gut für uns sein oder schlecht, wir werden Ihnen die Wahrheit sagen“, versprach der Moderator. Das von der US-Regierung finanzierte Programm sollte die Deutschen über die Nazis und die Kriegswahrheit aufklären. An den Sendungen arbeiteten berühmte Deutsche wie die Schriftsteller Bertolt Brecht (†58, „Dreigroschenoper“) oder Carl Zuckmayer (†80, „Des Teufels General“) mit, die vor Hitler in die USA geflohen waren.

Präsident Roosevelt (†62) hatte den Start des Senders genehmigt. Sein Nachfolger Donald Trump kürzt jetzt die Zahlungen für die US-Auslandssender dramatisch. Neben Voice of America sind von den Einsparungen bei der zuständigen Behörde auch Radio Free Europe und Radio Liberty betroffen. Hunderte Reporter und Angestellte wurden beurlaubt.

Radio Free Europe startete 1951 in München

Voice of America sendete zuletzt in 43 Sprachen und erreichten wöchentlich weltweit 280 Millionen Hörer und Zuschauer.

Der 1951 in München gegründete US-Sender Radio Free Europe (RFE) diente den Menschen in den kommunistischen Ländern Osteuropas als wichtige Informationsquelle. Mit Störsendern gingen die kommunistischen Machthaber gegen die Sendungen vor.

1976 wurde RFE mit dem ebenfalls in München ansässigen Radio Liberty (RL) vereinigt, das sich an die Bevölkerung in der Sowjetunion richtete. Die antikommunistisch ausgerichteten Sender produzierten in München Nachrichten, Kultur und Sportprogramme in über 20 osteuropäischen Sprachen. 1995 zog Radio Free Europe nach Prag (Tschechien) um, jetzt droht das Aus.

Große Popularität des Senders in Polen

„Radio Free Europe begann bereits Anfang der 1950er-Jahre mit Sendungen in polnischer Sprache. In Zeiten des Eisernen Vorhangs und des kommunistischen Medienmonopols galt es als eine der wenigen Stimmen des freien Polen“, sagt Filip Gańczak, vom Institut für Nationales Gedenken (IPN) in Warschau, zu BILD.

Zur großen Popularität des Senders trug nach Angaben des Experten wesentlich die Sendereihe „Hinter den Kulissen von Partei und Staatssicherheit“ bei. „Józef Światło, ein ehemals hoher Sicherheitsoffizier des Regimes, erzählte nach seinem Überlauf in den Westen vom kommunistischen Terror, aber auch vom privilegierten Leben der Parteielite“, so Gańczak.

Die Stimme eines anderen Russlands

Der Historiker betont die Bedeutung der US-Sender. „In der Zeit des Kalten Krieges gehörte die VoA – wie auch das Radio Free Europe – zu den Stimmen der freien Welt. Nach Verhängung des Kriegsrechts in der Volksrepublik Polen Ende 1981 erweiterte der Sender sein Angebot in polnischer Sprache deutlich.“

Für die russische Oppositionelle und Mitbegründerin der Menschenrechtsorganisation Memorial Irina Tscherbakowa (75) hat Radio Liberty eine ganz besondere Bedeutung. Die Professorin, die seit 2022 in Deutschland im Exil lebt, zu BILD: „Ich denke, dass diese Entscheidung von Trump nicht nur symbolische Bedeutung für Menschen wie mich hat, für die die Erinnerung an Radio Liberty bedeutete, die Stimmen eines anderen Russlands zu hören, von Dissidenten, die ich vor ihrer Emigration gekannt habe.“

Schließung hilfreich für russische Propaganda

Memorial war eng mit Radio Liberty verbunden. „Es bedeutete Zugang zu freier Information – und zur wirklichen Meinungsfreiheit. Und die Aufhebung der ,Störsender‘ für dieses Radio bedeutete das Ende des Kalten Krieges.“

Im vergangenen Jahr verbot Russen-Diktator Putin den US-Sender in Russland. Irina Tscherbakowa: „Es stellt sich heraus, dass Trump hier den Kreml unterstützt, der Radio Liberty als extremistische Organisation bezeichnet hat und viele, die mit dem Sender zusammenarbeiten, als ausländische Agenten. Die Schließung des Senders erscheint mir sehr schädlich, gegen die Meinungsfreiheit gerichtet und der russischen Propaganda hilfreich.“