Am Strand des ehemaligen Fischerdorfes Las Galletas liegen Einheimische und Touristen in der Sonne. Am Neujahrstag herrschen hier auf Teneriffa Temperaturen von knapp unter 20 Grad. Direkt daneben platzt das Leid hinein: 71 Migranten landen mit einem Boot an dem steinigen Strand, werden von Rettungskräften versorgt. Zwei der Flüchtlinge haben die Überfahrt nicht überlebt.
Damit setzt sich fort, was im vergangenen Jahr seinen Höhepunkt fand: Immer mehr Migranten suchen den Weg nach Europa, indem sie mit Booten zu den Kanaren übersetzen. 2024 waren es mit 46.802 so viele wie noch nie (Vorjahr: 39.910). Allein über die Weihnachtstage kamen mehr als 1700. Die meisten stammen aus Mali, dem Senegal und Marokko.
9757 Migranten starben bei der Überfahrt
Dabei gehört die Route von Westafrika zu der spanischen Inselgruppe zu den gefährlichsten der Welt. Im vergangenen Jahr starben 9757 Migranten bei der Fahrt über den Atlantik – darunter waren zahlreiche Kinder und Jugendliche. Heißt: Jeden Tag bezahlen dort 27 Menschen ihren Traum von Europa mit dem Leben.
Zuletzt war die Strecke die am stärksten wachsende Fluchtroute der gesamten EU. Auch deshalb, weil das Mittelmeer inzwischen stärker überwacht wird.
Die Grenzschutz-Agentur Frontex warnt vor einem wachsenden Schlepper-Geschäft: „Kriminelle Netzwerke, die diese Route schon lange ausnutzen, verstärken ihre Aktivitäten und schicken noch mehr Menschen auf überfüllten Booten auf die gefährliche und lange Reise zu den Kanarischen Inseln.“
Flüchtlingshilfe: Keine echten Fluchtgründe
Laut der Uno-Flüchtlingshilfe kann die gefährliche Überfahrt zwischen einem und zehn Tagen dauern. Die Boote seien meist nicht auf Atlantik-Überquerungen ausgelegt. Viele Migranten nutzen demnach klapprige Fischerboote aus Holz oder Schlauchboote – Todesgefahr!
Die Uno-Flüchtlingshilfe stellt klar: „Die meisten Menschen, die die Kanarischen Inseln erreichen, haben keine echten Fluchtgründe“ Stattdessen suchten sie nach besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten und Lebensbedingungen.
Mit Blick auf die Kanaren erscheint Europa für die Migranten in greifbarer Nähe: An der schmalsten Stelle sind die spanischen Inseln gerade einmal 100 Kilometer von der Küste Nordafrikas entfernt. Doch die Route ist ein Massengrab.