US-Verteidigungsminister Pete Hegseth (44) teilt Top-Militärgeheimnisse auf einer Messaging-App. Er textet über Kriegspläne im Ausland. Im Chat fliegen die Emojis. Versehentlich ist auch Jeffrey Goldberg, Chefredakteur des Magazins „The Antlantic“, in die Gruppe geraten und liest mit. Alles in allem ein sicherheitspolitischer Super-GAU für Amerika. Zeigt Hegseth Reue? Gesteht er einen Fehler ein? Keine Spur!
Im Gegenteil: Als ihn TV-Journalisten nach dem Skandal fragen, geht Hegseth zum persönlichen Angriff auf den Goldberg über – mit dem er selbst sensibelste Details zum Militärschlag gegen die jemenitische Huthi-Miliz geteilt hatte.
Der frühere TV-Moderator („Fox News“) verunglimpfte Goldberg in einem minutenlangen Redeschwall als „betrügerischen und diskreditierten sogenannten ‚Journalisten’“, der sich „Kampagne gegen die Regierung“ zum Beruf gemacht und immer wieder Falschmeldungen verbreitet habe.
Er wolle lieber darüber reden, wie die neue US-Regierung die Schlagkraft der US-Armee wiederhergestellt habe, nachdem sie vier Jahre (unter Biden) „lächerlich“ gemacht worden sei. So schrieb er auch schon bei X: „Unter der vorigen Regierung sahen wir aus wie Narren. Jetzt nicht mehr.“
Hegseth bestreitet den „Atlantic“-Bericht und sagt: „Niemand hat Kriegspläne getextet.“ Goldberg widersprach prompt bei CNN: „Das ist eine Lüge. Er hat die Kriegspläne im Chat veröffentlicht.“
„Lock her up!“
Ebenfalls brisant: Hegseth selbst war an vorderster Front derer, die in der E-Mail-Affäre von Hillary Clinton eine strafrechtliche Untersuchung gefordert hatten.
Clinton hatte in ihrer Zeit als Außenministerin (2009 bis 2013) sicherheitsrelevante Informationen zum Anschlag auf die US-Botschaft in Benghazi (Libyen) von ihrem privaten E-Mail-Konto verschickt.
Donald Trump nutzte dies im Wahlkampf gegen Hillary Clinton und ließ seine Anhänger „Lock her up!“ („Sperrt sie ein!“) rufen.
Auf X kursiert ein Video, auf dem Hegseth über Clinton sagt, jeder Beamte würde für so etwas „auf der Stelle“ entlassen. Und: „Die Tatsache, dass sie dafür nicht strafrechtlich verfolgt wird, hinterlässt jeden sprachlos, der die Geheimnisse unseres Landes hütet.“
Gilt dieser Maßstab nun auch für Hegseth selbst?
Nein, meint John Bolton (76), der Sicherheitsberater im ersten Trump-Kabinett war, bis er sich mit dem Präsidenten überwarf.
„Es ist klar, dass hier niemand zurücktreten wird. Diese Leute treten nicht zurück. Außer wenn Trump einen persönlichen Nachteil darin wittert, sie zu halten“, sagte Bolton bei CNN. Auf die Frage, ob der neue Sicherheitsskandal schwerer wiege als die E-Mail-Affäre von Hillary Clinton, wich er zwar aus.
Bolton sagte aber, er sei sprachlos gewesen – als er erfuhr, dass die Top-Sicherheitsleute der USA eine solche Angelegenheit wie einen Militärschlag im Ausland nicht im Situation Room (dem abgeschirmten Lagebesprechungszentrum im Weißen Haus) besprochen hätten.