Polen geht offenbar hart gegen illegale Migranten vor, die aus der Belarus-Diktator über die Grenze in die EU geschickt werden. Nun erheben Hilfsorganisationen Vorwürfe gegen polnische Grenztruppen. Sie sollen die Migranten mit teils brutaler Gewalt zurückdrängen.
In ihrem Report (Titel: „Brutale Grenzen“) berichten die britischen Hilfsorganisation Oxfam und die polnische Flüchtlingsinitiative „Egala“ davon, dass Migranten von Grenzsoldaten misshandelt und gedemütigt worden seien. Zuerst hatte Politico (gehört wie BILD zu Axel Springer) über die Vorwürfe der Menschenrechtsgruppen berichtet. Von polnischer Seite gibt es bislang keine Stellungnahme zu den Vorwürfen.
Hintergrund: Russland schickt über sein Nachbarland bewusst Migranten in die EU, um die Asylkrise zu verschärfen und sich für die Sanktionen zu rächen. Polen hatte die EU-Außengrenze zu Belarus verstärkt und mit Truppen gesichert, nachdem Diktator und Putin-Freund Alexander Lukaschenko die Flüchtlingsströme durch sein Land immer wieder zu Erpressungsversuchen genutzt hatte.
Die Vorwürfe der Organisationen: So sollen selbst bereits verletzte Migranten geschlagen worden und mit Tränengas und Gummigeschossen attackiert worden sein. Hunde sollen auf sie gehetzt worden sein, zu trinken sei ihnen mit Pfefferspray verunreinigtes Wasser gegeben wurden sein.
Außerdem soll es zu rassistischen Beschimpfungen gekommen sein. Flüchtlinge wurden dem Bericht zufolge gezwungen „White Power“ (ein Neonazi-Gruß) zu rufen, ein Mädchen wurde von einem Grenzsoldaten als „junge Hure“ bezeichnet. Anderen wurde bei der Rückführung an der Grenze gesagt: „Wenn wir euch noch einmal sehen, erschießen wir euch“.
Tausende Patronen seien als „Warnschüsse“ in Richtung der Flüchtlinge abgefeuert worden. Mitte Juni sei einer Iranerin dabei ins Auge geschossen worden. Ein Syrer (22) berichtet, er sei von Soldaten gezwungen worden, sich nackt auszuziehen und sei dann allein im Wald zurückgelassen worden. Schwangeren Frauen sei medizinische Hilfe verweigert worden, es habe deshalb bereits Fehlgeburten gegeben.
Flüchtlingshelferin Jystyna spricht in dem Report davon, es habe den Anschein, dass die polnischen Grenzer von ihren Vorgesetzten „grünes Licht“ bekommen hätten, besonders hart gegen die Flüchtlinge vorzugehen. „Sie werden dafür gelobt, brutal zu sein und nicht die Regeln zu befolgen.“
„Pushbacks an der polnisch-belarussischen Grenze sind weit verbreitet und systematisch“, sagte Egala-Chefin Aleksandra Gulińska zu „Politico“. „Im Wald treffen wir immer wieder auf Menschen, die von den polnischen Behörden zwangsweise nach Belarus zurückgeführt wurden.“