Damit hatte die CSU nicht gerechnet. Hendrik Wüst (49) spricht sich für Friedrich Merz (68) als Kanzlerkandidat der Unionsparteien aus und nimmt damit CSU-Chef Markus Söder (57) so gut wie alle Aussichten.
Die Abgeordneten aus dem Bayerischen Landtag reisen am Dienstag nach Franken ins Kloster Banz zu einer dreitägigen Klausur. Der Vorstand trat schon am Montag zusammen.
Die Parteimitglieder diskutierten gerade in einem der barock gestalteten Säle des Klosters mit dem Erzbischof von Bamberg, Herwig Gössl, und dem evangelischen Landesbischof Christian Kopp.
Mitten in das besinnliche Gespräch platzte die Stellungnahme von Hendrik Wüst. „Ich habe dem Vorstand der CDU mitgeteilt, dass ich aktuell nicht zur Verfügung als Kanzlerkandidat stehe. Ich habe dem Vorstand empfohlen, Friedrich Merz als Kanzlerkandidat zu unterstützen.“
Diese klare Stellungnahme hatte die CSU nicht erwartet.
Fraktionsvorsitzender Klaus Holetschek (59) beriet sich sofort am Telefon mit Parteichef Söder. Danach meinte er schmallippig zu anwesenden Journalisten: „Das kann man erst mal nur zur Kenntnis nehmen.“ Bedeutet: Die CSU will vorerst nur einen Landesverband der CDU sehen, der sich für Merz erklärt hat, mehr nicht.
„Finde es überraschend an der Stelle“
Holetschek sagte aber auch mit bitterem Unterton: „Man hat eigentlich ein anderes Verfahren vereinbart zwischen den Parteivorsitzenden – und deswegen finde ich das überraschend an der Stelle.“
Söder und Merz wollten eigentlich nach einem gemeinsamen Gespräch einen gemeinsamen Vorschlag für die Kanzlerkandidatur machen. Ein möglicher Zeitpunkt wäre der Montag nächster Woche gewesen. An diesem Tag treffen sich die Präsidien von CDU und CSU nach der Landtagswahl von Brandenburg in jeweils eigenen Sitzungen.
Holteschek teilte noch eine Spitze gegen Wüst aus. „Das muss der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen selber wissen, was er kommuniziert. Es war ein gutes Verfahren und an dem hätte man festhalten sollen.“ Er selber sei weiterhin überzeugt: „Markus Söder kann Kanzler.“
CSU-Chef Markus Söder kommt am Dienstag zu der Fraktionsklausur. Die K-Frage dürfte dann ein heftiges Beratungsthema hinter den Kulissen werden. Am Montagabend schwieg Söder öffentlich, ebenso wie CSU-Generalsekretär Martin Huber (46) – ein deutliches Zeichen wie überrascht die CSU von Wüsts Vorstoß war.