Kurz vor dem Auslaufen eines jahrzehntelang gültigen Transitabkommens mit der Ukraine haben die Russen schon am Silvestertag damit begonnen, die Gaslieferungen nach Westeuropa zu drosseln.

An Silvester würden noch 37,2 Millionen Kubikmeter Gas fließen, teilte der russische Gaskonzern Gazprom mit. Tags zuvor waren es noch 42,4 Millionen. Am 1. Januar 2025 dürfte die Gaslieferung komplett eingestellt werden.

Hintergrund ist die Ankündigung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (46) von Mitte Dezember, den Transit von russischem Gas durch sein Land einzustellen „Wir werden es Russland nicht ermöglichen, zusätzliche Milliarden mit unserem Blut zu verdienen.“

Denn trotz des seit fast drei Jahren andauernden Angriffs der Russen floss weiter russisches Erdgas durch die Ukraine nach West- und Mitteleuropa, spülte Geld in Russlands Kriegskasse. Tschechien, Österreich, Moldau, Ungarn und vor allem die Slowakei beziehen aktuell noch immer einen Großteil ihres Erdgases via Ukraine aus Russland.

Der von Selenskyj angekündigte Gaslieferstopp stellt diese Staaten nun vor erhebliche Probleme. Vor allem zwischen der Ukraine und der Slowakei hatte sich zuletzt der Ton deutlich verschärft.

Regierungschef Robert Fico (60) drohte der Ukraine am vergangenen Freitag, sein Land könne im Gegenzug die Lieferung von Strom in das Nachbarland stoppen. Am Sonntag schrieb Fico dann an die EU-Kommission, die „stillschweigende Akzeptanz der einseitigen Entscheidung“ Selenskyjs sei falsch und irrational und werde zu „verstärkten Spannungen und gegenseitigen Maßnahmen“ führen. Seiner Einschätzung nach würde die Unterbrechung des Gas-Transports der EU mehr schaden als Russland.

Fico war erst am 22. Dezember überraschend nach Moskau gereist, hatte sich mit Kremlherrscher Wladimir Putin getroffen.

Die Europäische Kommission in Brüssel stärkt dagegen Kiew den Rücken. Eine Sprecherin der Kommission erklärte, die EU sei auf den Stopp des Transits russischen Gases vorbereitet. Die Behörde arbeite seit mehr als einem Jahr an der Vorbereitung auf ein Szenario ohne den Transit russischen Gases durch die Ukraine. Europas Gasinfrastruktur sei durch erhebliche Importkapazitäten von Flüssiggas (LNG) verstärkt worden.

2023 deckten die EU-Mitgliedstaaten weniger als zehn Prozent ihres Erdgasbedarfs mit Lieferungen aus Russland, 2021 waren es noch über 40 Prozent.