An der Basis brodelt es – doch an der SPD-Spitze zaudern und zögern sie: mit einem Votum für oder gegen Kanzler Olaf Scholz (66, letzter Platz Politiker-Ranking) als Kanzlerkandidaten. Und für oder gegen Verteidigungsminister Boris Pistorius (64, erster Platz im Ranking).
Nur: Warum kam selbst am Dienstagabend bei einer Not-Schalte der Parteispitze nichts heraus?
Ein SPD-Grande zu BILD: „Das liegt auch an unserem Niedersachsen-Problem – da kommen zu viele Schwergewichte her – Boris wäre der nächste. Da reichen die Ämter nicht mehr aus, wenn wir es nicht an die Regierung schaffen.“
Gemeint: Parteichef Lars Klingbeil (46), Partei-Vize Hubertus Heil (52) und SPD-Generalsekretär Matthias Miersch (55) – alle Niedersachsen. Und Pistorius: AUCH!
Sitzt der seit zwei Jahren unangefochten beliebteste Politiker im Land also in der Niedersachsen-Falle?
Doppeltes Proporz-Problem
Hinzu kommt: Es sind alles Männer! Das ergibt in der SPD bei Posten und Ämtervergabe ein doppeltes Proporz-Problem:
▶︎ Geschlechter-Proporz: Es wird streng sortiert nach: … Frau, Mann, Frau, Mann …
▶︎ Regional-Proporz: Niedersachsen ist zwar der drittgrößte Landesverband der SPD – aber eben nur einer von 16. Da wird streng drauf geachtet und da bleiben nicht mehr viele Posten übrig, wenn man nicht Regierungspartei ist.
Lars Klingbeil, immerhin Parteichef, stünde nach der Bundestagswahl ein adäquater Parlamentsposten zu. Da Fraktionschef Rolf Mützenich (65, NRW) nun doch wieder für den Bundestag kandidieren will, könnte es dann für Hubertus Heil schwierig werden mit dem Traumjob an der Fraktionsspitze. Sollte er nicht wieder Minister werden, säße er ganz fix nur noch in Reihe zwei.
Denn auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (56) kann nicht so einfach aus dem Weg geräumt werden – schon allein, weil sie eine Frau ist, und erst recht, weil sie aus dem größten Landesverband NRW kommt. Und Partei-General Miersch hat die einflussreiche „Parlamentarische Linke“ in der Fraktion hinter sich …
Heißt: Es wird schon ohne Pistorius sehr kompliziert.
Einer aus der SPD-Fraktionsführung: „Käme nun noch Boris Pistorius, der erstmals für den Bundestag kandidiert, als Kanzlerkandidat hinzu – dann hätte er bei den Posten das erste Zugriffsrecht. Das kann den anderen zumindest nicht gefallen.“