In diesem Match ist alles drin!
Was für ein Kampf zwischen Jannik Sinner (23) und Holger Rune (21) im Achtelfinale der Australian Open in Melbourne! Die Nummer 1 der Welt siegt nach 3:14 Stunden 6:3, 3:6, 6:3, 6:2 und steht im Viertelfinale.
Doch dieses Match werden beide nicht so schnell vergessen. Beim Stand von 1:0 im vierten Satz für den Italiener wird das Spiel unterbrochen, die beiden für eine halbe Stunde in die Kabinen geschickt.
Doch bei schwülem Wetter in der Rod Laver Arena machen nicht etwa die Spieler schlapp, sondern das Netz! Nach einem Aufschlag von Sinner war die Halterung unterhalb der Netzkamera, die das Netz mit dem Boden verbindet, dahin.
Alle Versuche, die Schraube wieder fest im Boden zu verankern, scheitern Anscheinend ist das Gewinde dahin. Jedenfalls versammeln sich viele Leute um den Ereignisort, die goldene Idee hat zunächst niemand. Also schickt der deutsche Schiedsrichter Nico Helwerth (39) beide Akteure in die Kabine.
Sinner: „Das hatten wir nicht erwartet. Das war sehr hilfreich heute und speziell mir hat die Pause sehr gut getan.“ Rune sieht es ähnlich: „Das passiert vielleicht einmal in 500 Matches. Wir hatten insgesamt vielleicht 45 Minuten Unterbrechung heute, das ist schon lang.“
Das Ganze erinnerte an den Tor-Fall vom Champions-League-Halbfinale zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund 1998, als vor dem Anpfiff ein Tor zusammenbrach und sich der Anpfiff um 76 Minuten verzögerte. Auch da rätselten viele Menschen auf dem Rasen, wie es nun weitergehen solle. Kommentator Marcel Reif (75) damals: „Nie hätte ein frühes Tor einem Spiel so gutgetan.“ Ein Satz für die Geschichtsbücher!
Als 27 Jahre später die Partie zwischen Sinner und Rune, beide 1998 noch nicht geboren, weiterging, hielt das Netz. Dieses war aber nicht das einzige Problem des Tages. Denn schon im dritten Satz gab es große Sorgen um Sinner!
Der Weltranglisten-Erste stützt sich immer wieder auf seine Knie. In den Pausen beim Seitenwechsel sitzt er blass auf seiner Bank. Ein Alarmzeichen: Seine rechte Hand zittert wie bei einem Parkinson-Kranken. „Ich habe mich nicht aufgewärmt, weil ich mich am Morgen nicht gut gefühlt habe. Ich habe dann auch ein wenig gegen mich gespielt“, sagte Sinner.
Beim Stand von 3:2 ruft er die Physiotherapeuten. Die messen etwas an der Hand, gehen dann mit ihm in die Kabine. Sinner nimmt eine medizinische Auszeit. „Wir haben ein paar Checks gemacht. Das half. Der Arzt hat mir was gegeben und als ich zurückkam, war die Gesichtsfarbe wieder da“, erzählte er.
Das erste Spiel nach der Rückkehr verliert er, danach bringt er seinen Aufschlag durch. Dennoch bewegt er sich nicht rund. Beim nächsten Seitenwechsel schmiert er sich eine Salbe in die Nase. Scheint zu helfen, denn Sinner holt sich das Break zum 5:3. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht.
Nun ruft Rune den Physiotherapeuten und nimmt seine medizinische Auszeit, lässt sich am rechten Knie behandeln. Als er weiterspielt, kommt nicht viel. Sinner holt sich mit einem Zu-Null-Spiel den Satz 6:3.
Die wenig später folgende Netz-Unterbrechung tut beiden sichtlich gut. Sinner fühlte sich schließlich am Ende besser.