Das Grauen hört nicht auf – und trifft jetzt auch die Westukraine. In Lwiw (nur 70 Kilometer von Polen entfernt) sind bei erneuten russischen Luftangriffen mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Drei der Todesopfer seien Kinder, teilte Bürgermeister Andrij Sadowyj mit.

Bei dem Angriff in der Nacht zu Mittwoch habe es außerdem mindestens 38 Verletzte gegeben – darunter mehrere Kinder. Unter anderem geriet ein Wohnhaus im Zentrum nahe dem Bahnhof in Brand. Auch zwei Schulen wurden nach ukrainischen Angaben beschädigt. Die Bahn musste wegen Stromausfällen einige Züge in der Region mit Diesel-Lokomotiven versehen.

In einigen Gebieten im Norden des Landes dauerte der Luftalarm auch morgens um 8.30 Uhr Ortszeit (7.30 Uhr MESZ) an, weil die Luftwaffe immer noch russische Kampfdrohnen in der Luft ortete.

Bei einem der verheerendsten russischen Angriffe seit Kriegsbeginn waren am Dienstag in der zentralukrainischen Stadt Poltawa nach ukrainischen Angaben mindestens 51 Menschen getötet und 271 weitere Menschen verletzt worden. Russische Raketen hatten ein Ausbildungszentrum des Militärs und ein Krankenhaus getroffen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte nach dem Angriff seine Forderung an die westlichen Verbündeten bekräftigt, seinem Land schnell neue Luftabwehrsysteme zu liefern und der Ukraine den Einsatz bereits gelieferter weitreichender Waffen für Angriffe auf russisches Territorium zu ermöglichen.

US-Präsident Biden sagt Unterstützung zu

US-Präsident Joe Biden (81) reagierte umgehend auf die schweren russischen Angriffe und sagte der Ukraine die Lieferung weiterer Luftabwehrsysteme zu. Am Dienstagabend (Ortszeit) erklärte Biden: „Ich verurteile diesen abscheulichen Angriff auf das Schärfste.“

Washington werde Kiew weiterhin militärisch unterstützen, „einschließlich der Bereitstellung der Luftverteidigungssysteme und -fähigkeiten, die das Land zum Schutz seiner Grenzen benötigt“.

Außenminister Kuleba reicht Rücktritt ein

Unterdessen hat der langjährige ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba (43) seinen Rücktritt eingereicht. Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk veröffentlichte auf seiner Facebook-Seite ein Foto der handschriftlichen Bitte um Entlassung, die auf den heutigen Mittwoch datiert war. Eine andere Quelle gab es zunächst nicht.

Stefantschuk kündigte an, das Gesuch auf einer der nächsten Sitzungen der Obersten Rada zu behandeln. Zuvor wurden weitere handschriftliche Rücktrittsgesuche auf der Facebook-Seite veröffentlicht. Kuleba war seit 2020 noch vor Beginn des russischen Angriffskrieges Außenminister.

Seit Dienstag haben mehrere ukrainische Minister sowie zwei Vizeregierungschefinnen offiziell um ihre Entlassung aus der Regierung gebeten. Präsident Wolodymyr Selenskyj (46) hatte im Juli einen Umbau des Kabinetts angekündigt. Wie er sagt, soll dies die Regierungsarbeit unter der Last des Krieges effektiver machen.