Amberg – Schlimm genug, wenn sie die Lebenden bestehlen. Wie feige und gemein ist es, wenn sie die Gräber der Toten plündern.

Wut bei den Angehörigen der Verstorbenen auf dem Katharinenfriedhof in Amberg (Bayern). Eine Bande von Metalldieben riss nachts Schalen, Lampen und Heiligenfiguren von 60 Gräbern, verursachte einen Schaden von mehrerer Hunderttausend Euro.

Friedhof auch Gedenkort für Nazi-Opfer

Eine Schneise der Verwüstung zieht sich durch den Friedhof, auf dem auch etliche Opfer des Naziregimes aus Amberg beigesetzt sind.

Was sie nicht heraushebeln konnten, zerstörten sie. An einem Grab ist ein hüfthohes Kreuz umgebogen, auf vielen Grabplatten klaffen Löcher, in denen vor Kurzem noch Heiligenfiguren und Lampen standen.

Den Banden geht es nicht um Kunst, nur um Material

Solche Grabschändungen treten offenbar in Wellen auf, sagt Tobias Pehle, Geschäftsführer des Kuratoriums Immaterielles Erbe Friedhofskultur. Den Banden gehe es nicht um Kunst, nur um Material: Eisen, Stahl, Kupfer, Bronze.

Ein besserer Schutz von Friedhöfen sei laut Herbert Schneider, Chef des Verbandes der Friedhofsverwalter, schwierig. Friedhöfe sollten für Menschen gut zugänglich sein. Und wenn Profis mit Werkzeug unterwegs seien, dann „ist das Torschloss halt auch kaputt.“

Den Jesus aus Bronze am Grab von William Bruley, der 2020 starb, haben die Diebe entweder übersehen, oder sie konnten ihn nicht herausreißen. Die Vase und das Licht daneben haben sie mitgenommen.

Danuta Bruley (74), Williams Witwe, weint. „Es ist doch das Einzige, was ich für meinen Mann machen konnte“, sagt sie BILD. „Sie sollen doch die Toten in Ruhe lassen.“

Beute vermutlich längst auf dem Schrottplatz

Auf der Ruhestätte von Angelika Martins (59) Großeltern wurde nichts gestohlen, aber vieles ist jetzt kaputt. „Früher hat vielleicht mal eine Kerze gefehlt“, sagt sie. „Aber an so einen Raubzug kann ich mich nicht erinnern.“

Die Bande muss für die Beute einen Transporter benutzt haben. Die Schmuck- und Kunstgegenstände sind vermutlich längst bei einem skrupellosen Altmetall-Händler, der keine Fragen stellt.

Danuta Bruley kann nur hoffen: „Dass sie erwischt und bestraft werden.“

Stadt prüft schärfere Regeln nach Grabschmuck-Diebstahl

Im Rathaus will man „in den kommenden Tagen prüfen, welche sinnvollen Maßnahmen ergriffen werden können, um den Schutz des Friedhofs zu verbessern“, teilte ein Stadtsprecher mit.

Nach Angaben der Verwaltung waren von dem Diebstahl 97 Grabstellen betroffen. Den Schaden schätzte die Stadt auf rund 300.000 Euro. Die Polizei hatte zunächst von mehreren Hunderttausend Euro Schaden und mehr als 60 betroffenen Gräbern gesprochen.