Sie ließ sich nicht unterkriegen und entkam dem Kochtopf: Hummerdame Clementine überlebte zwei Monate im Wassertank eines Supermarkts in den Hamptons (New York), bis Tierschützer sie retteten und zurück ins Meer setzten.

Ihre Freilassung hat sie einem glücklichen Zufall zu verdanken: Denn den leuchtend orangefarbenen Panzer dieses Hummers gibt es nur einmal bei 30 Millionen Exemplaren. Die Fischverkäufer des Supermarkts erkannten sofort, dass sie es hier mit einer seltenen Art zu tun haben, die auf keinen Fall gegessen werden darf.

Gefangen wurde Clementine, wie das Krustentier vom Supermarkt getauft wurde, im Juli vor New York und anschließend mit anderen Artgenossen weiter transportiert. Die Fischverkäufer versuchten anschließend, das seltene Tier in einem örtlichen Aquarium unterzubringen – ohne Erfolg.

Clementine musste also erst einmal in Wassertank des Supermarkts ausharren – die Auslage, in der Kunden entscheiden, welchen Hummer sie essen wollen. Während ihres mehrwöchigen Aufenthalts erlangte sie schnelle eine Art Promi-Status. Die Mitarbeiter baten Kunden täglich darum, sie nicht zu kaufen, hielten sie mit Garnelen bei Kräften.

Für die Hummerdame dennoch ein Wettlauf gegen die Zeit: Sie wurde täglich schwächer und schwebte in Gefahr, doch noch verspeist zu werden.

Hummer werden zubereitet, indem sie lebendig in kochendes Wasser gelegt werden. Der Supermarkt wendete sich schließlich an Tierschützer, die packten Clementine in eine große Wanne mit kaltem Salzwasser und fuhren sie mit dem Boot aufs Meer hinaus.

Trotz ihrer Gefangenschaft erkannte die Hummerdame anscheinend ihr altes Revier: „Sie war bereit zu gehen, sobald sie das Meer sah“, sagte Zoologe John Di Leonardo von der Tierschutzorganisation „Humane Long Island“ zu „Sky News“, der sich um die Freilassung kümmerte.

Nach einer kurzen Aufwärmphase schwamm Clementine sicher im Wasser, suchte nach Nahrung und folgte dem Boot ihrer Retter noch eine Weile. „Dann verschwand sie in die Tiefen des Ozeans“, so Di Leonardo.

Er sagte auch: Wäre das Tier nicht rechtzeitig gerettet worden, wäre es „wie alle anderen im Kochtopf gelandet.“ Dass sie zwei Monate in dem Supermarkt-Wassertank überlebt hätte, wäre ein „Beweis für die Willenskraft dieses Hummers“, fügte er hinzu. „Hummer sind genau wie wir, sie wollen frei sein, sie wollen leben.“

Amerikanische Hummer können bis zu 100 Jahre alt werden.