Plötzlich geht alles rasend schnell! Nach dem öffentlich ausgetragenen Streit zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj um den umstrittenen „Rohstoff-Deal“ erklärte Kiew am Mittwoch, beide Seiten hätten sich geeinigt.

Danach will der ukrainische Präsident Selenskyj persönlich nach Washington fliegen, wo er womöglich schon am Freitag ein entsprechendes Rahmenabkommen über die den Abbau von Rohstoffen mit den USA unterzeichnen will – mit deutlich besseren Konditionen für sein Land.

▶︎ Zentraler Punkt: Über einen Fonds soll ein Teil der Rohstoff-Gewinne für Investitionen in die Ukraine zurückfließen. „Es ist zu früh, über Geld zu reden, denn das ist ein Rahmenabkommen“, schränkte Selenskyj ein. Ein echter Vertrag werde später folgen. „Dieser wird schwieriger und ernsthafter, denn im nächsten Vertrag geht es um den Fonds“, erklärte er.

Dennoch Kiews Hoffnung ist klar: Obwohl der Rohstoff-Deal keine Sicherheitsgarantien vorsieht, soll er auch die Verteidigungsallianz wiederbeleben.

Selenskyj kämpft um „Plan B“

Für Selenskyj ist das Abkommen ein Erfolg in schwierigen Zeiten: Nachdem Donald Trump eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine ausgeschlossen hat, braucht Kiew dringend einen „Plan B“. In einem Vertragsentwurf von Montag hieß es lediglich, die Vereinigten Staaten seien an einer „freien, souveränen und sicheren Ukraine“ interessiert.

▶︎ Diese neue Partnerschaft passt dem Kreml naturgemäß gar nicht: Wladimir Putin wollte den Deal in letzter Minute noch abwenden, indem er den „amerikanischen Partnern“ (O-Ton Putin) selbst Seltene Erden und andere Rohstoffe aus russischer Förderung anbot.

Sein Land verfüge über viel mehr davon als die Ukraine, sagte Putin am Montag nach einer hektisch einberufenen Videoschalte mit Spitzen-Funktionären medienwirksam im russischen Staatsfernsehen. Zynisch verwies er dabei auch auf die „neuen Territorien“, die Russland in der Ost-Ukraine besetzt hält. Gleich zwei der vier größten Vorkommen von Lithium (Leichtmetall, wichtig für Akkus) liegen in den besetzten Gebieten.

Dass es Selenskyj geschafft hat, Trump trotzdem in aller Eile von einem Abkommen mit der Ukraine zu überzeugen, ist eine Schlappe für den Kreml-Despoten.

Bezahlt Europa am Ende die Rechnung?

Zentral für Europa ist eine andere Frage: Welche Position bezieht Trump zur Finanzierung des Wiederaufbaus der Ukraine, die nach einer Schätzung der Weltbank mindestens 500 Milliarden Euro verschlingen wird?

Brüssel will dafür eigentlich Russland zur Kasse bitten. Doch Putin dürfte versuchen, Trump eine andere Lösung unterzujubeln. Bereits jetzt hat er erreicht, dass die USA Russland nicht mehr als „Aggressor“ bezeichnen – wütenden Protesten der US-Demokraten zum Trotz.

▶︎Das Tempo, das Trump anschlägt, wird zum Problem für die EU, die ihre Positionen immer neu zwischen 27 Ländern abstimmen muss – und nur noch reagieren kann.

Auch beim geplanten Ukraine-Sondergipfel in Brüssel am kommenden Donnerstag dürften wesentliche Weichen bereits gestellt sein. Am Morgen hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Staats- und Regierungschefs in Vorbereitung auf das Treffen über den geheimen Teil seiner Gespräche mit Trump informiert.