Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht Fortschritte bei den Bemühungen um Frieden in seinem Land. Entsprechende Gespräche in London seien „nicht einfach, aber konstruktiv“ gewesen, sagte Selenskyj bei einer Pressekonferenz während eines Staatsbesuchs in Südafrika. Am Mittwoch waren Vertreter der Ukraine, der USA und europäischer Staaten zusammengekommen, um darüber zu beraten, wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine beendet werden kann.
Laut Selenskyj hat US-Präsident Donald Trump mittlerweile ein Dokument mit Vorschlägen aus dem Treffen auf dem Tisch liegen. Gleichzeitig kritisierte Selenskyj die USA. Er sehe keine Anzeichen dafür, dass die USA großen Druck auf Russland ausübten, um Frieden zu erzielen.
Zuvor hatte Trump eine angebliche Einigung mit Russland verkündet. „Ich glaube, wir haben einen Deal mit Russland“, sagte der US-Präsident in Washington, D. C. Nun
müsse er noch Selenskyj überzeugen, was schwieriger sei. Die US-Regierung hatte der Ukraine verschiedenen
Medienberichten zufolge vorgeschlagen, Gebiete an Russland abzutreten. Demnach beinhaltet
der US-Vorschlag, die Annexion der Halbinsel Krim anzuerkennen sowie die
aktuellen Frontlinien des Krieges als Teil eines ukrainisch-russischen
Friedensabkommens „einzufrieren“.
Nächtliche Attacke laut Selenskyj „eine der ungeheuerlichsten seit Kriegsbeginn“
Selenskyj sagte, die Ukraine täte das, was ihre Alliierten vorschlagen würden, könne aber nicht ihre Verfassung missachten. Es sei bereits ein großer Kompromiss, mit Russland zu verhandeln, sollte es einen Waffenstillstand geben.
Russlands nächtlichen Angriff mit Drohnen und Raketen auf Kyjiw verurteilte der ukrainische Präsident deutlich. Es sei eine der ungeheuerlichsten russischen Attacken auf sein
Land seit Kriegsbeginn gewesen. Nach vorläufigen Informationen habe
Russland mit mehr als 250 Drohnen und Raketen Zivilisten angegriffen,
sagte Selenskyj. Er wertete die Attacke als Teil einer russischen Kampagne, um Druck auf die USA auszuüben. Nach ukrainischen Angaben sind bei dem Angriff neun Menschen getötet worden. 70 weitere, darunter sechs Kinder, seien verletzt, berichtete die Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt auf
ihrem Telegram-Kanal. 42 Menschen würden in Krankenhäusern behandelt. Unter
den Trümmern zerstörter Häuser wurde am Vormittag noch nach weiteren
Leichen und Überlebenden gesucht.
Trump nach Angriff auf Kyjiw: „Wladimir, STOPP!“
Trump übte nach den
nächtlichen Angriffen öffentlich Kritik an Wladimir Putin. „Wladimir, STOPP!“, schrieb Trump auf seiner Plattform
Truth Social teils in Großbuchstaben. Er sei „nicht glücklich über die russischen Angriffe“ auf Kyjiw. Sie
seien nicht notwendig und kämen zu einem sehr schlechten Zeitpunkt,
schrieb Trump weiter. Jetzt gehe es darum, das Friedensabkommen zu Ende
zu bringen.
Aufgrund der Angriffe verkürzte Selenskyj seinen Aufenthalt in Südafrika und reiste vorzeitig in die Ukraine zurück. Südafrika hatte sich als möglicher Vermittler zwischen der Ukraine und Russland ins Spiel gebracht.