Köthen (Sachsen-Anhalt) – Um Geld zu verdienen, kommt manch einer auf merkwürdige Geschäftsideen. Matthias H. (56) versuchte sein Glück mit einer Parkkralle.
Das Anwesen von Matthias H. aus Köthen (Sachsen-Anhalt) ist alt und verfallen, steht neben dem Landratsamt. Nicht zu erkennen ist allerdings, wo das 135 Meter lange Grundstück beginnt und wo es endet.
Das machte sich H. zunutze. Parkten Autofahrer versehentlich auf dem Grundstück, legte er den Wagen schnell eine Parkkralle an. Und stellte eigenhändig einen „Bußgeldbescheid“ über 1000 Euro aus – was er natürlich nicht darf. Nur wer zahlte, sollte sein Auto wiederbekommen.
Doch so leicht machten es ihm die Autofahrer nicht. Es hagelte Anzeigen, Matthias H. landete wegen Nötigung auf der Anklagebank. Das Amtsgericht Köthen verhängte eine Geldstrafe (90 Tagessätze) gegen ihn. H. legte Rechtsmittel ein, will vor dem Landgericht einen Freispruch erreichen.
Er stellt sich vors Auto wie John Wayne
Zum Prozess erschienen mehrere seiner Opfer. Susanne Brandt (36): „Wenn dort ein Auto steht, legt er das Fahrzeug mit einer Parkkralle lahm. Bei einer Kollegin hat er sich John-Wayne-mäßig vors Auto gestellt. Sie dachte, er zieht eine Waffe.“ Doch der vermeintliche Revolver entpuppte sich als Mini-Kamera. Matthias H. filmt und dokumentiert jeden, der sein Gelände betritt oder dort parkte.
„Ich hatte meine Kinder im Auto, als ich vor dem Grundstück kurz hielt. Plötzlich tauchte der Angeklagte auf, erklärte, ich hätte gerade eine Straftat begangen und nahm mir den Personalausweis ab“, berichtet Zeugin Katja Klein (41).
Selbst eine junge Mutter mit Baby hinderte Matthias H. am Wegfahren. Zeugin Susanne Brandt: „Das Kind schrie, die Frau war mit den Nerven am Ende.“
Doch nach Ansicht seines Verteidigers durfte „Mister Parkkralle“ das: „Schließlich hat er sie beim Hausfriedensbruch ertappt.“
Ein Polizist widerspricht im Zeugenstand: „Fremde können nicht erkennen, wo das betreffende Grundstück beginnt oder endet.“
Im Berufungsprozess verlor sogar der Verteidiger des Angeklagten die Geduld. Am zweiten Prozesstag erschien der Jurist nicht mehr. Matthias H. will sich nun selbst verteidigen.
In zwei Wochen soll das Urteil fallen.