Plauen (Sachsen) – Drehen jetzt etwa die Wespen durch?

Im Südwesten Sachsens gibt es plötzlich einen starken Anstieg von Stichen. Doch bei einer leichten Schwellung der Haut bleibt es oft nicht: Betroffene klagen über starke allergische Reaktionen und Schmerzen.

So muss immer öfter der Notarzt ausrücken. Allein im Helios Vogtland-Klinikum in Plauen wurden 110 Menschen deshalb behandelt, einige von ihnen mussten sogar stationär aufgenommen werden!

Arzt: „Deutlich schwerere Fälle“

Drastisch zugenommen haben die medizinischen Notfälle durch Wespenstiche laut Ärzten erst in den vergangenen Wochen – überwiegend in den Regionen im westlichen Erzgebirge, Vogtlandkreis und im Landkreis Zwickau.

Die Attacken von Wespen seien dabei sprunghaft gestiegen und häufiger als in den Vorjahren, so der ärztliche Leiter des Rettungszweckverbandes Südwestsachsen, Bernd Krämer. „Es gibt gefühlt deutlich mehr Wespenstiche, schwerere Fälle und auch dementsprechende Einsätze des Rettungsdienstes.“

Und Wespenstiche können sehr schmerzhaft sein.

Doch nicht nur gefühlt gibt es mehr Stiche: Die Zahlen aus dem Helios Vogtland-Klinikum Plauen zeigen, dass mehr als doppelt so viele Menschen wie im gesamten vergangenen Jahr nach Wespenstichen ärztlich versorgt mussten. Dabei gibt es deutschlandweit sogar weniger Wespen als sonst.

Heftige Schwellungen und allergische Schocks

Chefarzt Matthias Wißgott: „Während voriges Jahr 51 Wespen- und Bienenstichverletzungen in der Notaufnahme behandelt wurden, lag nun die Zahl bereits Mitte August bei über 110.“

Kurios: Obwohl es typisch ist, dass im August die Fälle ansteigen, käme es jetzt nach den Stichen zu teils deutlich stärkeren Beschwerden als üblich. „Diese reichten von heftigen lokalen Schwellungen bis hin zu allergischen Schocks“, so der Chefarzt. Einige Patienten mussten im Krankenhaus stationär aufgenommen werden.

Er rät: „Bei Stichen im Mundraum oder starken allergischen Reaktionen ist die Alarmierung des Rettungsdienstes oder das schnelle Aufsuchen der Notaufnahme ratsam.“

Was macht die Wespen so aggressiv?

Sabrina Rötsch vom Naturschutzbund Nabu in Sachsen bietet eine telefonische Wespen- und Hornissenberatung an. Häufig sei ein falscher Umgang zwischen Mensch und Tier ursächlich für Stiche.

Sie glaubt nicht, dass die Wespen sich anders verhalten als gewöhnlich: „Aktuell erscheinen die Tiere womöglich angriffslustig oder gar aggressiv, aber sie haben einfach Hunger“, sagte Rötsch.

Wespen sind geschützt und dürfen nicht getötet werden.

Die gute Nachricht: Mit dem Ende des Sommers sei auch die Zeit der Wespen bald vorüber. Nur die Königin überlebt den Winter.