Schluss mit dem bayerischen Sommerferien-Privileg

Markus Söder ist ein Mann der Zukunft. Mit seiner „Hightech-Agenda“ will er Bayern an die Spitze der europäischen Luft- und Raumfahrt führen. Die Technische Universität München strahlt längst als Leuchtturm der Innovation, der Freistaat gilt als technologischer Taktgeber der Republik. In den Worten der Gen Z: Söder lebt im Jahr 3000.

Eigentlich. Denn wenn es um das Sommerferien-Privileg der Bayern geht, dann lebt der Ministerpräsident im Jahr 1964. Damals wurde Bayern und auch Baden-Württemberg das Recht eingeräumt, die Sommerferien besonders spät beginnen zu lassen. Der Grund: Jugendliche sollten bei der Ernte helfen können. Das war sinnvoll – vor sechzig Jahren.

Heute sind Bayern und Baden-Württemberg keine Agrarregionen mehr, sondern Schwergewichte der Industrie. Trotzdem klammert sich vor allem Söder an ein veraltetes Sonderrecht. Er weiß, dass das Ernte-Argument inzwischen nicht mehr zieht, und erklärt, der Ferienrhythmus sei „sozusagen fest in der DNA der Bayern drin“ und würde bei einer Vorverlegung ohnehin mit den Pfingstferien kollidieren.

Die CSU betont gerne ihr „S“

Das alles geht auf Kosten der Fairness vieler Millionen Familien im Rest der Republik. Wer im Juli oder Anfang August verreist, zahlt ordentlich drauf. Flüge sind teurer, Hotels ausgebucht, Autobahnen und Städte verstopft. Gerade Familien werden belastet – mit höheren Kosten, weniger Erholung und mehr Stress. Wer hingegen den Spätsommer nutzt, findet leere Strände, moderate Temperaturen und Preise. Es ist daher mehr als verständlich, dass die nichtbayerische Bundesrepublik inzwischen aufbegehrt und die Regelungen ab 2030 anpassen möchte.

Die CSU betont gerne ihr „S“, wenn es ins politische Kalkül passt – Stichwort Mütterrente. Wenn es aber um gerechtere Ferienregelungen für Millionen Familien geht, pocht sie auf antiquierte Privilegien. Warum eigentlich? Mit dieser bayerischen Extra-Wurst muss Schluss sein. Wer moderne Politik machen will, sollte auch beim Ferienkalender im Hier und Jetzt leben – und nicht in nostalgischer Folklore vergangener Jahrzehnte.

Moritz Seyffarth ist Chefredakteur von „Business Insider Deutschland“.