Wenn es nach Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) geht, soll Russland an der nächsten Ukraine-Friedenskonferenz teilnehmen. Darüber, so Scholz, sei er sich in seinen „vertraulichen Gesprächen“ mit Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj (46) auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein einig gewesen.

Und auch der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk (49, heute Botschafter in Brasilien), bekräftigte Scholz darin, mit Russland zu reden: „Ganz persönlich glaube ich, dass Bundeskanzler Olaf Scholz kreativ werden und die bestehenden diplomatischen Kanäle Deutschlands nutzen könnte, um auszuloten, ob Gespräche mit Putin sinnvoll wären“, sagte Melnyk der Berliner Zeitung.

Doch was bringt ein Friedensgipfel mit Russland wirklich? Will Diktator Wladimir Putin (71) verhandeln?

Russland-Experte Prof. Thomas Jäger (64, Uni Köln) zu BILD über den Scholz-Vorstoß: „Putin hat an Verhandlungen kein Interesse, wenn nicht vorab feststeht, dass er einen Teil der Ukraine erhält, diese demilitarisiert und keine Sicherheitsgarantien bekommt.“

Für Putin seien Kriegführen und Verhandeln nur zwei unterschiedliche Mittel, um seine Ziele in der Ukraine zu erreichen, erklärt Jäger weiter. Putin erkläre seine Bedingungen immer unverblümter.

Der russische Herrscher verpacke sein „Angebot“ nicht einmal mehr in wolkige Sprache, sondern formuliere die Bedingungen ziemlich klar: Die Ukraine habe die von Russland „annektierten“ Gebiete, die Russland teilweise besetzt hält, an Russland abzugeben. Putins Ziel: „die Entwaffnung der Ukraine und der Sieg Russlands“, so Jäger.

CDU-Außenexperte: „Scholz schwächt deutsche Sicherheit“

CDU-Außenexperte Roderich Kiesewetter (60) kritisiert den Kanzler-Vorschlag als irreführend: „Der Vorstoß des Bundeskanzlers war absehbar, denn er passt in die Strategie von Teilen der SPD, die Ukraine sehr subtil in einen von Russland festgelegten Scheinfrieden zu drängen, in dem die Unterstützung schrittweise zurückgefahren wird und stattdessen Scheinverhandlungen gefordert werden“, so Kiesewetter zu BILD. Nichts anderes bedeute die Teilnahme des Aggressors an einem Friedensgipfel.

Der Kanzler-Vorschlag, Russland zur Friedenskonferenz einzuladen, sei unrealistisch, vermittele der deutschen Bevölkerung ein falsches Bild und gefährde Deutschlands Sicherheit. „Scholz will sich damit als Friedenskanzler schmücken, verschlimmert jedoch die Situation für die Ukraine und schwächt somit europäische und deutsche Sicherheit“, so Kiesewetter weiter.

Zudem gehe der Kanzler russischer Desinformation und Propaganda auf den Leim, was „absolut bitter“ sei und zeige, dass Scholz weiter an deutschen Lebenslügen festhält. „Seine Zeitenwende ist somit Farce und Geschichte.“