Russland setzt offenbar verstärkt Chemiewaffen gegen die Ukraine ein

Nach Erkenntnissen des Bundesnachrichtendienstes und zweier niederländischer Geheimdienste hat Russland den Einsatz verbotener chemischer Waffen gegen ukrainische Soldaten intensiviert. „Der Einsatz von Tränengasen sowie Chlorpikrin durch russische
Truppen ist nun zur Standardpraxis geworden und weit verbreitet“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung des deutschen Auslandsgeheimdienstes, des niederländischen Militärnachrichtendienstes MIVD sowie des niederländischen Nachrichtendienstes AIVD. Damit verstoße Russland gegen das
Chemiewaffenabkommen, das auf ein weltweites Verbot solcher Waffen
abzielt.

„Die wichtigste Schlussfolgerung ist, dass wir bestätigen können, dass
Russland seinen Einsatz von Chemiewaffen intensiviert“, sagte der niederländische Verteidigungsminister Ruben Brekelmans der Nachrichtenagentur Reuters. „Diese Intensivierung ist besorgniserregend, weil sie Teil
eines Trends ist, den wir seit mehreren Jahren beobachten: Russlands
Einsatz von Chemiewaffen in diesem Krieg wird immer normaler,
standardisierter und weiter verbreitet.“

Mindestens drei ukrainische Tote seien direkt auf den Einsatz von Chemiewaffen zurückzuführen. Rund 2.500 verletzte ukrainische Soldaten würden außerdem Symptome aufweisen, die auf derartige Waffen hinweisen. 

Chlorpikrik wurde bereits im Ersten Weltkrieg eingesetzt

Die russische Armee werfe unter anderem das Erstickungsmittel Chlorpikrin aus Drohnen ab,
um Soldaten gezielt aus Schützengräben zu vertreiben und dann zu
erschießen, zitiert Reuters Verteidigungsminister Brekelmans. Chlorpikrin, auch Trichlornitromethan genannt,
ist ein chemischer Lungenkampfstoff, der im
Ersten Weltkrieg unter der Bezeichnung Grünkreuz-1
eingesetzt wurde. Grünkreuz deshalb, weil damals mit solchen Kampfstoffen
gefüllte Granaten mit einem grünen Kreuz gekennzeichnet wurden.

Die Verwendung von Chlorpikrin könne in hoher Konzentration tödlich sein und stelle
einen ernsten Verstoß gegen das Chemiewaffenübereinkommen dar, das den
Einsatz dieses Lungenkampfstoffs unter allen Umständen untersage, heißt es vonseiten der Geheimdienste. Auch der Einsatz von Tränengas verstößt
gegen das Übereinkommen.

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