Berlin – Das Auswärtige Amt hat Kommunen und Gedenkstätten davor gewarnt, dass die Regierung in Moskau den 80. Jahrestag des Weltkriegsendes zur eigenen Propaganda missbrauchen und damit den Krieg gegen die Ukraine rechtfertigen werde.
Es sei mit „massiver Propaganda, Desinformation und geschichtsrevisionistischer Verfälschung“ zu rechnen, schreibt das Ministerium und empfiehlt in einer Handreichung, offizielle Vertreter der russischen Regierung nicht zu Veranstaltungen rund um den 80. Jahrestag einzuladen.
Weder die Brandenburger Regierung noch der Berliner Senat haben diese Warnung kommentiert. Aus dem Landkreis Märkisch-Oderland, wo am Mittwoch an die Schlacht auf den Seelower Höhen vom 16. April 1945 erinnert wurde, kam Widerspruch. Der russische Botschafter sei dabei und das sei auch angemessen, sagte der stellvertretende Landrat Friedemann Hanke (CDU). Man könne den höchsten Vertreter eines Landes nicht von einem Gedenken an die eigenen Landsleute ausschließen.
Da hat Hanke durchaus recht, und wenn es dabei bliebe, dass Russland sich gemeinsam mit anderen Nationen der Gefallenen von 1945 erinnert, wäre alles kein Problem. Der Kreml aber verbiegt die Geschichte in große Lügenmärchen. Der Krieg gegen die Ukraine wird als neuer Kampf gegen den Faschismus erklärt, am 9. Mai fahren in Moskau Waffen auf, mit denen man dem Westen droht. Der Putin-Vertraute Medwedew nannte Friedrich Merz einen Faschisten.
Russland hat sich in den letzten drei Jahren in einen Kriegsverbrecher verwandelt. Am letzten Sonntag richtete das russische Militär vorsätzlich und minutiös geplant ein Massaker unter der Bevölkerung der ukrainischen Stadt Sumy an. Um 10.15 Uhr wurde eine Rakete auf das Zentrum der Stadt abgefeuert, wo sich viele Menschen zur Palmsonntags-Prozession versammelt hatten. Die Menschen flohen auf eine nahegelegene Straße. Dorthin wurde die nächste Rakete gelenkt, die mit Streumunition bestückt war. Metallsplitter durchsiebten, töteten und verstümmelten die Fliehenden und auch die Ersthelfer. Es war ein wohl dosierter Massenmord.
So führt Russland Krieg. Es ist ein Vernichtungskrieg. Die Menschen in den eroberten Gebieten werden in sogenannte „Transitionslager“ verschleppt, wo man entscheidet, ob sie zum Feind erklärt und misshandelt oder wieder frei gelassen werden. Kinder werden ihren Eltern weggenommen und zur Zwangsadoption nach Russland gebracht, um aus ihnen Russen zu machen
Die Ukraine soll nicht nur besetzt, sondern regelrecht ausgelöscht werden. Das meinen Putin und seine Komplizen ganz ernst. Wenn diese Leute bei uns zum Gedenken an das Weltkriegsende erscheinen, ist das makaber – wie eine Verhöhnung der Opfer von damals und von heute.
Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: [email protected]