Russischer Geheimdienst nimmt Deutschen wegen Sabotagevorwürfen fest

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben einen deutschen Staatsbürger wegen Sabotagevorwürfen festgenommen. Der 2003 geborene Deutsch-Russe werde beschuldigt, im Auftrag der Ukraine einen Sabotageakt gegen eine Bahnstrecke in der Stadt Nischni Nowgorod vorbereitet zu haben, teilte der FSB mit. Demnach hatte der Mann geplant, einen Sprengsatz an den Schienen anzubringen.

„Dem Geständnis des Festgenommenen nach hat er im November 2024 für eine von seinem Kurator versprochene finanzielle Belohnung einen Anschlag auf ein Gleisbett der Eisenbahn in Nischni Nowgorod mithilfe eines selbstgebauten Sprengsatzes vorbereitet“, hieß es in der FSB-Mitteilung. In der Wohnung des Verdächtigen  seien „Kommunikationsmittel“ gefunden, die einen Austausch mit einem Vertreter des ukrainischen Geheimdiensts SBU belegen sollen. Der Vorfall habe sich bereits im November ereignet. Der Fall reiht sich ein in eine Reihe von Festnahmen ausländischer Staatsbürger in Russland, denen Anschlagspläne vorgeworfen werden.    

Kriegsgegner werden als Nazis diskreditiert

Dem 20-Jährigen aus Nischni Nowgorod wirft der FSB vor, Mitglied einer neonazistischen Gruppierung zu sein. In Russland werden Gegner des Ukrainekriegs seit Jahren als angebliche Nazis diskreditiert. Russlands Staatschef Wladimir Putin gibt an, in der Ukraine einen Krieg gegen ein nazistisches „Regime“ zu führen.

Erst Ende November hatte das Auswärtige Amt in Berlin die Festnahme eines deutschen Staatsbürgers in Kaliningrad bestätigt. Diesem Mann wirft der FSB laut russischen Staatsmedien vor, im März an einer Explosion an einer Gasverteilerstation in der russischen Exklave beteiligt gewesen zu sein. Auch er soll den Auftrag für den Anschlag angeblich von einem Ukrainer erhalten haben. Das Auswärtige Amt sprach vor rund zwei Wochen von einer niedrigen zweistelligen Anzahl an Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit, die in Russland inhaftiert seien.   

Seit Beginn des Ukrainekriegs wurden in Russland auch weitere Menschen aus westlichen Ländern wegen angeblicher Sabotage, Verrats oder Terrorismus festgenommen, insbesondere aus den USA. Die US-Regierung spricht von
Geiselnahmen, die dem Zweck dienten, die Freilassung von im Ausland
inhaftierten Russen zu erwirken.

Ende August waren im Rahmen eines großangelegten Gefangenenaustauschs mit Russland mehrere Oppositionelle sowie ausländische Staatsbürger freigekommen, darunter der US-Journalist Evan Gershkovich und ein Mann aus Hamburg, der mit Hasch-Gummibärchen am St. Petersburger Flughafen festgenommen worden war. Im Gegenzug wurde unter anderem der sogenannte Tiergartenmörder Wadim Krassikow aus deutscher Haft entlassen, der 2019 in Berlin einen tschetschenischen Oppositionellen erschossen hatte und später zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.