Steckt Russland mit seiner Schatten-Flotte hinter der neuesten Störung von Unterwasserkabeln in der Ostsee? Am Mittwoch war es an einem Stromkabel zwischen Finnland und Estland zu einer Störung gekommen.

„Die Stromverbindung auf dem Kabel EstLink 2 zwischen Finnland und Estland wurde am 25. Dezember 2024 um 12.26 Uhr unterbrochen“, erklärte der finnische Netzbetreiber Fingrid auf seiner Website. Die finnische Polizei leitete Ermittlungen wegen Vandalismus mit erschwerenden Umständen ein – der Meeresboden solle untersucht werden.

Laut estnischen Behörden wurde am Mittwoch aber nicht nur das Stromkabel EstLink2 beschädigt. Es wurden auch zwei Kommunikationskabel der Elisa-Gruppe durchtrennt und ein Kommunikationskabel der CITIC Telecom beschädigt.

„Eagle_S“ ist bekanntes Schiff der russischen Schatten-Flotte

Unter Verdacht, die Störungen verursacht zu haben: der unter der Fahne der Cookinseln fahrende Tanker „Eagle_S“ – ein Schiff, das Teil der russischen Schatten-Flotte ist. Zu dem Verbund gehören mehr als 100 rostige Tanker unter exotischen Flaggen, die unter Umgehung westlicher Sanktionen Öl aus Russland exportieren.

Das Schiff war an Heiligabend im russischen Ostsee-Hafen Ust-Luga losgefahren.

Auf der Schiffs-Tracking-Plattform „Vesselfinder“ ist zu sehen, dass sich das Schiff derzeit in finnischen Hoheitsgewässern befindet. Direkt daneben hält sich seit mehreren Stunden ein finnisches Patrouillenboot auf. Die finnische Polizei hat das Schiff beschlagnahmt.

▶︎ Laut Jakob Bohr, einem investigativen Journalisten bei Danwatch, ist die Eagle_S ein „altes und sehr bekanntes Schiff aus der Schatten-Flotte Russlands. Die Eigentümer sind praktisch unbekannt. Bei einer unabhängigen Inspektion in Skaw vor einigen Monaten wurden mehr als 20 Mängel festgestellt, einige davon kritisch, und dennoch transportiert es weiterhin russisches Öl.“

Finnland landete Mitten in der Nacht mit Helikopter

Brisant: Auf Aufzeichnungen von „MarineTraffic“ ist zu sehen, dass die Eagle_S sich exakt zum Zeitpunkt der Störung an EstLink2, um 12.26 Uhr, als einziges Schiff über dem Unterwasserkabel befunden hat.

Das finnische Patrouillenschiff Turva traf am Mittwochabend am Unglücksort ein, als die Eagle_S noch immer ihren Anker zog. Dem Schiff wurde befohlen, die Anker zu lichten; die finnische Polizei bestätigte am Donnerstag, dass nur die Ankerkette übrig blieb – der Anker fehlte. Zu diesem Zeitpunkt wurde dem Schiff auch befohlen, den Kurs zu ändern und von der Fahrrinne in Richtung finnischer Hoheitsgewässer zu fahren.

Finnland richtete eine 3km-Flugverbotszone über dem Schiff ein. Die finnischen Behörden, genauer: Bereitschaftspolizei und Grenzschutz, gingen um 00:28 Uhr Ortszeit mithilfe eines Helikopters an Bord der Eagle_S und sicherten die Brücke.

Der Anker des Schiffs ist ersten Erkenntnissen zufolge für die Störung des Kabels verantwortlich. Die EU hat am Donnerstag die Verhängung von Sanktionen gegen Russlands sogenannte Schatten-Flotte angedroht.