St. Petersburg (Russland) – Verrostet, marode und unter falscher Flagge: Auf einem mutmaßlich zur russischen Schattenflotte gehörenden Öltanker in der Ostsee ist es erneut zu einer Havarie gekommen. Explosionen sollen den Maschinenraum des Schrottfrachters „Koala“ zerstört haben. 130.000 Tonnen Heizöl drohten auszulaufen!
Die „Koala“ (274 Meter lang und 50 Meter breit) sei nach Informationen des russischen Telegram-Kanals „Baza“ offenbar Leck geschlagen: „Nach den Worten unserer Informanten gab es im Maschinenraum mehrere Explosionen, wonach sich das Schiff mit Wasser füllte“, hieß es dort.
Das Schiff sei nach dem Unfall am Sonntagmorgen vor Ust-Luga (westlich von St. Petersburg), einem der wichtigsten Öl-Häfen Russlands, in Seenot geraten. Die 24-köpfige Crew des Schiffes wurde gerettet, heißt es weiter.
Tanker soll auf Sandbank gelaufen sein
Der für die Region zuständige Gouverneur Alexander Drosdenko hat das Schiffsunglück mittlerweile bestätigt. Seinen Angaben nach wurde der Maschinenraum beim Anlassen der Motoren beschädigt.
„Baza“ berichtete, das Heck des Öltankers sei schließlich auf eine Sandbank in der Ostsee aufgelaufen. Inzwischen konnte der 2003 in Russland gebaute Tanker laut Drosdenko am Anleger festgemacht werden.
Laut Schiffstraffic-Dienst „Vesselfinder“, der die Positionen von Schiffen per GPS in Echtzeit anzeigt, liegt der Tanker aktuell an einen Anleger in Koskolovo, nur wenige Kilometer von dem Unglücksort Ust-Luga entfernt. Öl soll nicht ausgelaufen sein.
Gehört das Schiff zur russischen Schattenflotte?
Offiziell ist der Tanker unter der Flagge des Karibikstaats Antigua und Barbuda unterwegs. Vieles deutet darauf hin, dass das Schiff zur russischen Schattenflotte gehört, mit der das Putin-Regime sein Öl, trotz Sanktionen, in andere Länder verschifft und dafür dringend benötigte Devisen kassiert. Die Schiffe sind oft heruntergekommen, selten versichert, ihre Eigentumsverhältnisse unklar.
Die finnische Grenzschutzbehörde hatte Überwachungsflugzeuge ausgesandt, teilte aber am Abend mit, bislang seien im finnischen Meerbusen keine Ölpest feststellt worden.
▶ Unterdessen bestätigte nach Angaben der finnischen Nachrichtenseite „yle“ das russische Ministerium für Notsituationen, dass es Warnungen über drei Explosionen auf dem Schiff erhalten habe. Die Behörden untersuchen derzeit den Maschinenraum und die Unfallursache.