Rückschlag für Delivery Hero – Uber Eats reagiert entspannt

Es ist ein Rückschlag für den deutschen Essenslieferkonzern Delivery Hero: Die Kartellwächter in Taiwan haben am Ersten Weihnachtstag den bereits im Mai vereinbarten Verkauf des dortigen Geschäfts an den Rivalen Uber Eats untersagt. Damit scheitert der Versuch der Berlin vorerst, die wenig profitable Landestochter unter der Marke Foodpanda für immerhin 950 Millionen Dollar loszuwerden.

In dem Geschäft gilt Größe als erfolgsentscheidend. Daher hätte das Zusammengehen aus Sicht der Unternehmen wohl Sinn ergeben – allerdings womöglich zu Lasten der Kunden. Wie es weitergeht ist noch offen.

Uber Eats erklärte nun, der US-Konzern bleibe in Taiwan engagiert. Der Konzern sei von der Entscheidung enttäuscht, werde aber weiterhin in Taiwan als einem der weltweit am schnellsten wachsenden Märkte für Essenslieferungen investieren. Uber nannte in der Mitteilung keine Pläne für eine Berufung. Delivery Hero mit Sitz in Berlin hatte zuvor mitgeteilt, dass Uber nun entweder in Berufung gehen oder den Deal platzen lassen könne.

„Die Hauptkonkurrenz für Uber Eats kommt von Foodpanda“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Kartellbehörde, Chen Chih-min, am Mittwoch bei einem Briefing in Taipeh und wies darauf hin, dass der gemeinsame Marktanteil der beiden Unternehmen über 90 Prozent betragen würde. „Der Zusammenschluss würde zu weitaus größeren Nachteilen durch Wettbewerbsbeschränkungen führen, als es den wirtschaftlichen Vorteilen insgesamt entspricht.“

Uber hatte sich zum Ziel gesetzt, die Übernahme bis zur ersten Hälfte des Jahres 2025 abzuschließen. Die Übernahme wäre eine der größten in Taiwan außerhalb der Chipindustrie gewesen.

Die taiwanesische Wettbewerbsbehörde FTC hatte Anfang des Monats ihre Bedenken gegen die Übernahme geäußert und erklärt, sie wolle die wirtschaftlichen Auswirkungen prüfen. Chen sagte am Mittwoch, die Kommission habe mehrere öffentliche Anhörungen durchgeführt und viele Menschen auf der Insel befragt. Trotz der Zusicherungen beider Unternehmen kam die FTC zu dem Schluss, dass es für potenzielle neue Konkurrenten schwierig sein würde, in den Markt einzutreten.

„Dem fusionierten Unternehmen würde es an Wettbewerbsdruck mangeln, was den Anreiz erhöhen würde, die Preise für Verbraucher und Restaurants zu erhöhen“, sagte Chen.

Uber sei nach wie vor der Ansicht, dass der geplante Zusammenschluss den besten Nutzen für seine Lieferdienste und Partner sowie für die Verbraucher und die taiwanesische Wirtschaft bringen würde, heißt es in der in Mandarin verfassten Erklärung.

Uber und Delivery Hero sind die beiden marktbeherrschenden Unternehmen und hatten zuvor betont, dass die Übernahme von der Zustimmung der Behörden abhänge. In ihrer gemeinsamen Ankündigung vom Mai erklärten die Unternehmen, Uber verfüge über ein breiteres Angebot im Norden Taiwans und in den großen städtischen Zentren, was Foodpandas größere Stärke im Süden Taiwans und in kleineren Städten ergänzen könnte.

Dies ist die zweite große Übernahme, die von den taiwanesischen Regulierungsbehörden in letzter Zeit gestoppt wurde, nachdem die Finanzaufsichtskommission das milliardenschwere Übernahmeangebot der CTBC Financial Holding für den kleineren Rivalen Shin Kong Financial Holding abgelehnt hatte.