Der Klimawandel spielt im aktuellen Wahlkampf – anders als 2021 – kaum eine Rolle. Im ersten Kanzlerduell von ARD und ZDF wurde das Thema nicht einmal erwähnt. Und in der Diskussion um das Asylrecht geht es vor allem um Abschreckung und Abschiebung, besonders nach den Anschlägen wie dem von München am Donnerstag.
Einen Kontrapunkt will jetzt ein Bündnis aus 26 deutschen Stiftungen setzen. Unter dem Motto „Kurs halten“ versammeln sich auch gemeinnützige Initiativen bekannter deutscher Unternehmer und Unternehmen.
Zu den Absendern gehören etwa die Stiftungen des Drogerie-Gründers Dirk Roßmann und des Versandhändlers Michael Otto, aber auch von Persönlichkeiten wie dem Fernseharzt Eckart von Hirschhausen. Eine konkrete Wahlempfehlung geben die Stiftungen nicht ab.
„Wir haben für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen bereits einen Konsens in unserer Gesellschaft gefunden. Den müssen wir uns unbedingt erhalten und weiter verstärken“, teilte Unternehmer Otto zur Veröffentlichung des Aufrufs am Freitag mit.
Auch die finanzstarke Bosch-Stiftung, der der gleichnamige Technologie-Konzern gehört, und die Stiftung des Entsorgers Veolia sind dabei, ebenso die Werte-Stiftung, die Spitzensportler fördert und mit Unternehmen wie Gerolsteiner, dem Finanzberater Oddo BHF oder der Unternehmensberatung Rödl & Partner verbunden ist.
„Wir sehen mit Sorge, wie in vielen Staaten der Welt antidemokratische Kräfte an Stärke gewinnen. Menschenwürde und Menschenrechte der heutigen und der künftigen Generationen werden um kurzfristiger Wirtschafts- und Machtinteressen willen ausgehebelt“, mahnen die Stiftungen.
Globale Energiewende macht gewaltige Fortschritte
Zudem erinnern sie daran, dass 2024 das heißeste Jahr der letzten 120.000 Jahre gewesen sei: „Die globale Energiewende macht gewaltige Fortschritte, die jetzt nicht von autokratischen Regierungen und fossilen Unternehmen ausgebremst werden dürfen.“
Die Stiftungen rufen zu einer „sozial gerechten, ökonomisch machbaren und ökologisch nachhaltigen Politik“ auf, die glaubwürdige Finanzierungsstrategien benötige. Sie weisen darauf hin, dass sich die Bundesrepublik auf die UN-Nachhaltigkeitsziele und die Klimaneutralität bis 2045 verpflichtet hat.
Zudem seien Menschenrechte und Menschenwürde im Grundgesetz festgeschrieben. Das gelte „auch für Menschen, die aufgrund von Notsituationen ihr Land verlassen müssen und in Deutschland Schutz suchen“.
Ein Konsens darüber verbinde alle demokratischen Parteien. „Wir raten dringend dazu, diese Themen nicht ideologisch zu instrumentalisieren. Denn davon profitieren maßgeblich demokratie- und wissenschaftsfeindliche Positionen, die eine offene Gesellschaft und eine konstruktive Politik bedrohen“, heißt es in dem Aufruf. „Eine gesündere, gerechtere und nachhaltigere Welt ist möglich.“
Neben den wirtschaftsnahen Stiftungen habe auch etwa die Welthungerhilfe, Pax Christi und die Loki-Schmidt-Stiftung unterzeichnet. Dazu kommen weitere engagierte Stiftungen aus der Gesellschaft, etwa die Stiftung der 1999 verstorbenen Malerin Dorothea Konwiarz und von weiteren Familien.
Christoph Kapalschinski ist Wirtschaftsredakteur in Hamburg. Er berichtet über Konsum, Einzelhandel, Landwirtschaft, Start-ups und Risikokapital.