Was ist bloß in diese Werbeleute gefahren? Jaguar startete am Dienstag eine neue Werbekampagne – und zog damit binnen Stunden weltweit eine Riesen-Wutwelle auf sich!

Tesla-Boss Elon Musk fragte hämisch: „Verkauft ihr Autos?“ Ein anderer X-Nutzer kommentierte: „Jaguar hat offenbar entschieden, seine Markenidentität komplett zu begraben“.

Die Kampagne, schrieb ein Weiterer der über 200.000 überwiegend kritischen Kommentatoren auf X (Twitter), sei „moderner Bullshit voller wokem Nonsens“. Er fragte: „Kennen die überhaupt ihre eigenen Kunden? Das kann es nicht sein!“

Was war passiert? Der britische Luxuswagen-Hersteller (gehört seit 2008 dem indischen Tata-Konzern) wollte nach eigenen Angaben eine „neue Ära für Jaguar“ starten und enthüllte dabei ein „von Grund auf neu gestaltetes Logo“.

Ein Problem dabei: Auf dem neuen Logo fehlt das ikonische Raubtier – der Jaguar.

Auch das Logo auf dem Kühlergrill mit dem offenen Jaguar-Maul soll weg und durch ein kühl designtes „J“ und „R“ ersetzt werden.

Doch nicht nur das: Im dazugehörigen Clip tanzen Menschen in bunten Klamotten zu elektronischer Musik, dazu werden Slogans eingeblendet wie „copy nothing“ („kopiere nichts“) oder „break moulds“ („breche Schablonen“).

Die Bilder erinnerten eher an die Dragqueen-Szene bei der Olympia-Eröffnungsfeier in Paris als an die Werbung für einen Luxus-Wagen – und könnten als Schulbuch-Beispiel für Marketing-Versagen in die Geschichte gehen.

Was im Clip nämlich komplett fehlt: ein Auto …

Luxus, Stil, Technik, Geschwindigkeit, ein kraftvoll röhrender Motor – alles, was man einmal mit Sportwagen wie dem F-Type in Verbindung gebracht hatte, scheint plötzlich bei Jaguar wegradiert:

Noch vor zwölf Jahren warb Jaguar in Großbritannien mit einer James-Bond-artigen Kino-Sequenz, in der ein Bösewicht erklärt, warum britische Filmbösewichte und britischer Luxus zusammen gehören. „It’s good to be bad“, hieß es in der Werbung, die einen eleganten Mann mit einem Jaguar durch London Vollgas fahren ließ.

2024 scheint nichts mehr davon übrig – schon gar nicht die Liebe zum Auto. Auf Twitter kursierte eine Rede des Jaguar-Markenstrategiechefs Santino Pietrosanti, der minutenlang über LGBTQI+-Rechte, Selbstentfaltung und Sexualität sprach. Aber nicht über Autos …

Schon 2021 kündigte das Mutterunternehmen Jaguar Land Rover an, bis 2025 nur noch Elektroautos herzustellen – bereits ein schwerer Schlag für alle Fans. Schadenfreudig merkten am Mittwoch viele an, dass die Auto-Verkäufe Jaguars wohl auch deswegen seit Jahren stark rückläufig sind.

„Hallo Jaguar, ich habe eure schreckliche Werbung repariert. Ich habe dafür zwei Minuten gebraucht“, schrieb ein Nutzer und postete dazu ein Bild davon, wie man sich eine Jaguar-Werbung vorstellt:

Das Social-Media-Team von Jaguar versuchte zu beschwichtigen, kündigte an, dass im Dezember auch ein neues Auto präsentiert wird – auf einer Kunst- und nicht auf einer Automesse (der Art World in Miami) wohlgemerkt. Das Unternehmen verspricht, dass es bunt wird, denn: „Die opulente Verwendung von Farben ist ein Eckpfeiler der neuen Markenidentität von Jaguar“.

„Als Jaguar-Fahrer will ich hiermit nicht in Verbindung gebracht werden“, schrieb ein Nutzer zum neuen Werbe-Video. Ein weiterer kommentierte, dass die Preise wohl fallen werden, denn: „Ich will meinen Jaguar verkaufen – dabei habe ich noch nicht mal einen.“

„Kultur verändert sich viel schneller als Unternehmenszeitpläne“, schrieb Marketing-Experte Nick Trimmer. „Wenn Sie ein komplettes Rebranding auf einem kulturellen Moment aufbauen, sollten Sie Folgendes tun: Führen Sie es schnell aus, bevor der Moment vorbei ist.“

Und ein weiterer Tipp: „Stellen Sie sicher, dass der kulturelle Moment zumindest ETWAS mit Ihrer Markenidentität überschneidet.“