Frankfurt – Ende Juni hatte die Bundesanwaltschaft drei Männer festgenommen, die für einen ausländischen Geheimdienst arbeiten sollen. Alle Drei wanderten in U-Haft. Jetzt wurde bekannt, wer die Zielperson und der möglichen Auftraggeber war.

Das festgenommene Trio sollte im Auftrag eines ausländischen Geheimdienstes in Deutschland Informationen zu einem hier lebenden Ukrainer sammeln. Im Beschluss des Bundesgerichtshofs (BGH) heißt es: „Naheliegend erscheint allerdings, dass ein russischer Geheimdienst tätig wurde.“

Die Zielperson ist ehemaliger ukrainischer Offizier und Geheimdienstmitarbeiter, der seit 2023 in Deutschland lebt, so der BGH. In russischen Medien wurde er beschuldigt, Kriegsverbrechen begangen zu haben. Spätestens im Frühjahr 2024 sei er zur „Zielperson von Ausforschungsbemühungen eines fremden Geheimdienstes“ geworden sein.

Bei den drei festgenommenen Männern handelt es sich um den Ukrainer Robert A., den Armenier Vardges I. und den Russen Arman S.

Die Drei sollen sich am 19. Juni im Café „Celona“ in Frankfurt (Hessen) mit dem Ukrainer verabredet haben. Doch während sie vergeblich auf den Ukrainer warteten, wurden sie beobachtet. Nachdem sie das Café verlassen hatten, schlugen Spezialkräften des hessischen Landeskriminalamtes (LKA) zu, nahmen die Drei fest.

Der Generalbundesanwalt ermittelt wegen des Verdachts der geheimdienstlichen Agententätigkeit. Es sei nicht auszuschließen, dass es letztlich darum ging, die Zielperson zu töten oder zu entführen, heißt es in dem aktuellen Beschluss.

Hintergrund

Im Frühjahr hatte sich der Ukrainer bei der hessischen Polizei gemeldet. Er erzählt der Polizei, dass sich ein „Yaroslav“ vom ukrainischen Geheimdienst bei ihm gemeldet habe. Ganz offen habe dieser gefragt, ob er nicht in Deutschland eine geheime Operation ausführen wolle. Konkret: er solle Russen ausspähen.

Der Ukrainer machte sich schlau, fragte bei seinen Kontakten nach. Man habe ihm versichert, dass ihn der ukrainische Geheimdienst nicht kontaktiert habe, sagt er bei der Polizei aus. Der Ukrainer musste davon ausgehen, dass man ihm eine Falle stellen wolle. Bei der Polizei sagt er aus, er stehe auf einer „Todesliste“ in Moskau, habe Angst um sein Leben.

Das LKA übernimmt

Der Fall wird ans LKA übergeben, ein sogenannter Gefahrenabwehrvorgang wird eingeleitet. Der Ukrainer dient ab jetzt als Lockvogel, geht also augenscheinlich auf das Angebot des angeblichen Geheimdienstlers aus Kiew ein, sagt aber, er wolle sich für alle Absprachen persönlich in Frankfurt treffen.

Die Falle schnappt zu

Das erste Treffen sollte am 19. Juni im Café „Celona“ stattfinden. Doch der Ukrainer ging nicht – wie angekündigt – zu dem Treffpunkt, stattdessen observierten Ermittler des LKA das Café. Eine Person war sofort auffällig, zwei weitere Verdächtige sollen um die Ecke in einem Auto gewartet haben.

Nachdem der Ukrainer nicht erschienen war, bekam er einen Anruf von „Yaroslav“ – der soll wütend gewesen sein. Kurz danach zog das Trio ab. Dann der Zugriff, eine Ecke weiter wird das Fahrzeug mit dem Trio von der Polizei angehalten. Im Auto entdeckten die Ermittler Bargeld, GPS-Peilsender und mehrere – wohl auch gefälschte Pässe.

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren

Was genau hinter der Ausspähaktion steckt, ist noch unklar, wie WDR und SZ berichten, könnte es sich um ein „Hit Team“ handeln, das losgeschickt wurde, um den Ukrainer ausfindig zu machen, ihn möglicherweise zu entführen oder sogar zu töten.

Der Ukraine steht unter Polizeischutz. Aber auch gegen ihn ermittelt der Generalbundesanwalt – wegen des Verdachts der Beteiligung an Kriegsverbrechen.