Ein Russe mit verdammt engen Kontakten zum Kreml-Geheimdienst FSB arbeitet für einen Abgeordneten der CDU.

Die Antwort darauf, wie der FSB-Russe Konstantin K. (oder Ch. – je nach Transkription) als Mitarbeiter zum CDU-Bundestagsabgeordneten und Ex-Ostbeauftragten des Bundes, Christian Hirte, kam, kann ein echtes Problem für die CDU werden. Und auch für ihre Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS).

Denn: Wieder war es ein Russland-Netzwerk in der CDU, wieder steckt die als Russland-nah geltende Südost- und Russlandabteilung der parteinahen „Konrad Adenauer Stiftung“ (KAS) mit drin. In der Vorwoche war bekannt geworden, dass K. von deutschen Sicherheitsdiensten als Kontaktmann des russischen Geheimdienstes FSB eingestuft wurde.

Doch Selbst eine eindringliche Warnung eines prominenten russischen Putin-Gegners vor K. verhinderte nicht, dass K. bei der CDU landen konnte!

BILD hat sich auf die Spur des FSB-Russen der CDU und seiner Förderer begeben:

Konstantin K. (41) kam nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine über die Adenauer-Stiftung nach Deutschland. Die KAS hatte, wie andere westliche Stiftungen auch, ihr Moskau-Büro schließen müssen. Später wurde sie offiziell ausgewiesen. Büroleiter Thomas Kunze, gut vernetzt in Moskaus Politik und Gesellschaft, hatte noch im Kriegsjahr 2022 bei einem russischen Verlag publiziert, musste nun ausreisen und nahm Konstantin K. mit nach Berlin – als angeblichen Oppositionellen. Seine Tochter ließ K. in Moskau bei der Mutter. Bis dahin hatte er als „freier Mitarbeiter“ für die KAS gearbeitet.

„Er war eindeutig Pro-Putin“

In Berlin wunderten sich Mitarbeiter der CDU-Bundestagsfraktion und einige Abgeordnete über den Wandel K.s zum Kreml-Gegner. Denn: K. fiel bei Moskau-Reisen, die die Konrad-Adenauer-Stiftung für CDU-Politiker und deren Mitarbeiter organisiert hatte, immer nur als gut vernetzt mit dem Regime auf:

▶︎ Ein Reise-Teilnehmer zu BILD: „Er wurde uns 2019 im Foyer eines Luxus-Hotels in Moskau vorgestellt – und es war offensichtlich, dass er beste Verbindungen hatte, er war eindeutig Pro-Putin, er vertrat ausschließlich Positionen des Kreml.“

Die Luxus-Trips der Konrad-Adenauer-Stiftung

Auch die KAS-Russland war im Zwielicht: Sie begann, normale Mitarbeiter von Abgeordneten zu Luxusreisen nach Russland einzuladen. Ein Teilnehmer der 2019-Reise zu BILD: „Wir wohnen normalerweise maximal in 3-Sterne-Hotels, treffen andere Mitarbeiter von Politikern oder Experten zu Hintergrundgesprächen. Doch 2019 wurde es anrüchig.“ Grund: „Wir wohnten in 5-Sterne-Luxus-Tempeln am Roten Platz in Moskau, oder in bester Lage in Sankt Petersburg. Wir waren Gast beim Oberbürgermeister und im noblen Industrie-Club.“ Die Gesprächspartner: „Ausschließlich Putin-nahe Funktionäre.“ Die Organisatoren der KAS wirkten „allesamt wirklich auffällig eng und vertraut mit den Kreml-Leuten.“

Es sei offenkundig gewesen, dass „wir geködert oder zumindest wohlgesonnen gestimmt“ werden sollten. Der Fraktions-Mitarbeiter: „Es war derartig anrüchig, dass ich und ein Mitreisender beschlossen, uns aus allem herauszuhalten, da mit niemandem näher zu reden und auf Abstand zu bleiben.“ Mit dabei auch: Konstantin K. und sein Förderer Kunze.

Ein weiterer Teilnehmer der Reise bestätigt diesen Eindruck. Auch den Eindruck, den Konstantin K. hinterlassen habe. „Ich war extrem misstrauisch bei ihm.“

Trotzdem kam K. nach Berlin. Der Verdacht nun: mit Auftrag.

„Es gibt ein Netzwerk in Berlin, das sich für Moskau einsetzt“

Auffällig: Neben seinem Förderer Kunze wurde er auch von einem Geschäftsmann vom Balkan mit besten Verbindungen nach Russland, Serbien, und zu anrüchigen Politikern auf dem Balkan gefördert und als Mitarbeiter angeboten.

Ein Insider aus der CDU-Bundestagsfraktion zu BILD: „Es gibt ein Netzwerk in Berlin, das sich für Moskau, Ex-Sowjetstaaten und bestimmte Balkan-Staaten einsetzt. Man weiß, wer dazugehört, man weiß, wer in der CDU dazugehört, man weiß, dass die KAS ein großes Problem in der Sache ist. Und diese Leute haben K. gefördert und haben versucht, ihn an bestimmten Stellen unterzubringen.“

Zu diesen „bestimmten Stellen“ gehörten demnach auch Russland-kritische CDU-Politiker. Jedenfalls bewarb sich K. nach BILD-Informationen bei diesen. Wenn er nichts hörte, lauerte er schon mal vor Bürotüren, wie Zeugen BILD gegenüber schilderten.

Eklat bei Veranstaltung: „Das ist ein russischer Agent!“

Dann der Eklat: Bei einer Veranstaltung der CDU-Fraktion im Bundestag mit Putin-Gegner Michail Chodorkowski betrat plötzlich K. den Raum. „Chodorkowski sah ihn, brach sofort seine Rede ab, sagte, er werde nichts mehr sagen.“

Dann der Chodorkoswi-Satz: „Das ist ein russischer Agent.“

Einer der anwesenden Bundestagsabgeordneten fragte daraufhin beim Bundesnachrichtendienst (BND) nach. Antwort? „Sie warnten ausdrücklich vor K.“, so ein mit dem Vorgang Vertrauter aus der CDU-Fraktion zu BILD.

Als es mit dem Posten bei Moskau-Kritikern nichts wurde, wurde K. beim Ost-Politiker Hirte geparkt.

Hirte, der als ausgesprochen Russland-affin gilt, selbst nach dem Überfall auf die Ukraine 2014 noch munter zu Kreml-Eliten und Putin-Freunden nach Russland flog, will nie Zweifel gehabt haben. Er sei später vom Verfassungsschutz angesprochen worden, so Hirte gegenüber BILD. Auf Drängen der Nachrichtendienste habe er dann K.s Vertrag nicht verlängert.

Und die Adenauer-Stiftung? Will auf BILD-Anfrage nichts gewusst haben, spielt K. zu einem „ehemaligen freien Mitarbeiter“ herunter:

Konstantin K. habe „in den letzten 15 Jahren immer wieder auf Honorarbasis für die Stiftung gearbeitet“. Und auch jetzt noch strickt die KAS an der Oppositions-Legende des Mitarbeiters mit den Geheimdienst-Kontakten weiter: K. „war für uns in der Zusammenarbeit mit der russischen Opposition tätig“.

Doch intern brennt die Hütte, wie BILD erfuhr: Am Donnerstagabend gab es eine Krisensitzung der KAS und ihrer Russland-Sparte. Ergebnis: Ein für Russland mit zuständiger Mitarbeiter musste seine Aufgaben abtreten – nach BILD-Informationen K.s Förderer Kunze. Eine Anfrage dazu beantwortet die KAS nicht.