Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) wollte zum ersten Mal seit knapp zwei Jahren wieder mit Russlands Diktator Wladimir Putin (71) sprechen. Das hatte die „Zeit“ am Montag unter Berufung auf Regierungskreise berichtet. Scholz wolle das Gespräch noch vor dem G20-Treffen in Brasilien im November führen. Und kassierte eine Abfuhr.
Putin-Sprecher Dmitri Peskow (56) ließ Scholz auflaufen und sagte am Mittwoch: „Auf den ersten Blick gibt es keine gemeinsamen Themen (für ein Gespräch), unsere Beziehungen wurden faktisch auf den Nullpunkt geführt und nicht auf unsere Initiative hin.“
Putin sei und bleibe aber offen für einen Dialog, beteuerte der Kreml-Sprecher dabei noch.
Wohl im Wissen, dass die Bemühungen um ein Telefonat vergeblich sein dürften, wandte sich Scholz am Mittwochnachmittag bei einem Bürgergespräch in Schwerin an Putin.
Als es um den 50-Milliarden-Dollar-Kredit für die Ukraine ging, sagte Scholz dort: „Das ist ganz bewusst eine Stabilitätszusage an die Ukraine“, so der Kanzler. „Übrigens auch eine Aussage an den russischen Präsidenten, dass er nicht darauf spekulieren sollte, dass irgendwann die Unterstützung einfach nachlässt und er das ganze Land aufessen kann.“
Die einseitige Ankündigung des Telefonats war in weitere Eskalationen des Angriffskriegs von Putin geplatzt. In einer Rede zum zweiten Jahrestag der völkerrechtswidrigen Annexion von drei ukrainischen Regionen sprach der Kreml-Herrscher am Montag allen Ernstes vom „Tag der Wiedervereinigung mit Russland“.
In seiner Propaganda-Rede kündigte er zudem an, ab Oktober 133 000 junge Russen im Alter von 18 bis 30 Jahren neu einzuziehen und in den Krieg zu schicken.
Scholz hatte im Dezember 2022 das letzte Mal mit Putin telefoniert. Auch US-Präsident Joe Biden (81), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (46) und der damalige britische Regierungschef Boris Johnson (60) tauschten sich zuletzt 2022 direkt mit Putin aus.