Porzellan-Hersteller Rosenthal will Werk schließen

Rosenthal ist eine der bekanntesten deutschen Marken für Porzellan. Doch das reicht nicht: Der traditionsreiche Porzellan-Hersteller steckt in der Krise und muss möglicherweise eine der beiden Produktionsstätten schließen. Derzeit laufen Gespräche zwischen Unternehmensführung und Gewerkschaft, wie eine Sprecherin mitteilte. „Inhalt der derzeitigen Verhandlungen ist die Fokussierung auf nur eine Produktionsstätte, die in kleinerem Umfang produzieren soll. Welche Fabrik erhalten bleiben wird, ist Teil der weiteren Verhandlungen.“

Rosenthal wolle weiterhin am Produktionsstandort Deutschland festhalten, hieß es weiter. Die Neuausrichtung führe „einen Stellenabbau mit sich“. Derzeit produziert das Unternehmen in Selb (Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge) und Speichersdorf (Landkreis Bayreuth). Rosenthal hat aktuell etwa 600 Mitarbeiter. Die Entscheidung soll Ende Januar fallen. Die Gegend um Bayreuth war traditionell ein Zentrum der Porzellanherstellung, die aber über die Jahre an Bedeutung verloren hat.

Die geschäftliche Lage bei Rosenthal sei angespannt, teilte das Unternehmen mit, nannte aber keine Zahlen: „Die Marktdynamik ist zunehmend anspruchsvoller geworden und stellt Unternehmen in dieser Branche vor zahlreiche Hürden.“ Das Konsumverhalten bei Porzellanprodukten habe sich verändert, zusätzlich belasteten hohe Lohnkosten in Deutschland produzierende Unternehmen – und das bei rückläufigen Verkaufszahlen.

Laut Bundesanzeiger kam Rosenthal 2021 auf 77 Millionen Euro Umsatz. Der Gewinn lag in dem Jahr bei 1,9 Millionen Euro – nach 1,5 Millionen Euro Verlust im Jahr zuvor. 2021 hatte Rosenthal noch 677 Mitarbeiter. Neuere Abschlüsse liegen nicht vor.

Philipp Rosenthal gründete 1879 das Unternehmen in Selb, es stand für künstlerischen Anspruch, für klassisches oder auch aufsehenerregendes Design und hochwertiges Porzellan. Rosenthal arbeitete mit namhaften Künstlern zusammen. Doch die goldene Zeit der Porzellanhersteller in Deutschland ist längst vorbei, günstige Konkurrenzprodukte aus dem Ausland stehen in den Schränken und Vitrinen der Deutschen. Geschirr gibt es als Massenware im Möbelhaus zu kaufen.

Rosenthal wurde 1997 Teil des britisch-irischen Waterford-Wedgwood-Konzerns. 2009 jedoch musste Rosenthal Insolvenz anmelden, die Arcturus Gruppe übernahm schließlich.

Auch andere Hersteller haben Krisen hinter sich. Die oberpfälzische Manufaktur Walküre etwa existiert nach einem Notverkauf nur noch als Markenname. Der norddeutsche Produzent Friesland hat zwar dank desselben Investors eine Insolvenz in letzter Minute überstanden – doch dann brannte das Werk in Friesland ab.