Es ist der große Spionage-Prozess von London: In der englischen Hauptstadt steht ein Agenten-Ring vor Gericht, der im Auftrag des flüchtigen Ex-Wirecard-Managers Jan Marsalek (44) für den russischen Geheimdienst gearbeitet haben soll.

Zwei der fünf Angeklagten haben schon gestanden. Jetzt kamen in dem Prozess neue schlüpfrige Details ans Licht: Die beiden Bulgaren Vanya Gaberova (30) und Biser Dzhambazov (43) wurden bei ihrer Verhaftung nackt im Bett erwischt. Das berichten die „Times“ und die „DailyMail“ unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft.

Demnach scheinen die beiden als Paar zusammengelebt zu haben.

Agentin sollte Journalisten in Sex-Falle locken

Marsalek soll seine Agentin Gaberova auch für andere sexuelle Kontakte vorgesehen haben. Er wollte sie auf den russischen Investigativjournalisten Christo Grosew (55) ansetzen. Sie sollte ihn verführen und dann kompromittierende Videos für eine Porno-Plattform herstellen, heißt es in Chats, die am zweiten Prozesstag vorgelegt wurden.

Die Agentin sei „eine echt sexy Bitch“ und eine „Swingerin“, schrieben sich laut Berichten Marsalek und sein Agenten-Führer Orlin Roussew (46). Auch tödliche Anschläge und Entführungen sollen sie diskutiert haben.

Der ins Visier geratene Investigativ-Journalist Grosew ist für den Kreml seit Jahren ein Problem, mehrfach deckte er Geheimdienst-Operationen der Russen auf. So identifizierte er die Offiziere, die am Abschuss des Flugs MH17 beteiligt waren, und den Berliner Tiergarten-Mörder Wadim Krassikow (59). Auch zum Giftanschlag auf Alexej Nawalny (†47) recherchierte Grosew in führender Funktion.

Staatsanwältin Morgan sagte, die angeklagten Agenten hätten bei ihren Spionageaktivitäten „ausgeklügelte Methoden“, falsche Identitäten und moderne Technik genutzt. Für die Überwachung und Informationsbeschaffung hätten sie „große Geldsummen“ erhalten. Sie hätten alle gewusst, dass ihre „Aktivitäten direkt oder indirekt Russland nutzen sollten“.

Marsalek ist seit der Insolvenz des Zahlungsunternehmens Wirecard im Juni 2020 auf der Flucht und wird in Russland vermutet. Laut einer Recherche der „Süddeutschen Zeitung“ und der russischen Investigativplattform „Dossier Center“ soll der gesuchte Ex-Manager unter einer falschen Identität in Moskau leben.