Seit zweieinhalb Jahren führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Mehr als 300.000 Tote und zehn Millionen Flüchtlinge sind die Folge.
▶︎ Zudem beging die russische Armee unzählige Kriegsverbrechen im westlichen Nachbarland, mordete, vergewaltigte, brandschatzte und exekutierte unzählige Kriegsgefangene.
Auch deshalb sind Sportler unter russischer Flagge – zumal oft mit militärischem Hintergrund – von den meisten internationalen Wettbewerben ausgeschlossen, darunter auch von Olympia.
Doch ausgerechnet der internationale Militärsportverband CISM (Conseil International du Sport Militaire) hat Russland nicht ausgeschlossen, veranstaltet regelmäßig Events, bei denen russische Soldaten – sogar in Uniform – teilnehmen können.
Ein gefundenes Fressen für den russischen Kriegsherren Wladimir Putin, der das „konstruktive Miteinander“ und „Vertrauen“ des Verbandes in seine Diktatur lobt und 2023 frohlockte: „Wir schätzen die prinzipielle und feste Haltung des Rates sehr, der seinem Motto ‚Freundschaft durch Sport‘ stets treu bleibt.“
Deutsche und russische Soldaten Seite an Seite
Ende Februar 2024 fand in Bangladesch der Bogenschuss-Wettbewerb des Militärsportverbands statt. Zur Siegerehrung posierten acht russische Soldaten direkt neben sieben Angehörigen der Bundeswehr, darunter dem Chef der deutschen Delegation, Oberstleutnant Christian Lützkendorf.
Kritik daran kommt unter anderem aus Litauen, das CISM-Events unter russischer Teilnahme seit 2022 boykottiert.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, Bereich „hybride Bedrohungen“, zu BILD: „Mit der Teilnahme am CISM strebt Russland internationale Anerkennung vor dem Hintergrund der Sanktionen an. Es ist unverständlich, dass Deutschland und andere Nationen noch im dritten Kriegsjahr so tun, als gäbe es Russlands Angriffskrieg gegen unsere östlichen Nachbarn nicht.“
Das soll sich nun ändern!
▶︎ Gegenüber BILD erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag: „Das Ministerium hat bei Bekanntwerden der Fotos sofort reagiert und den Vorgang mit den Führungsverantwortlichen besprochen. Die teilnehmenden Bundeswehrsoldatinnen und Bundeswehrsoldaten an dem CISM-Wettbewerb wurden sensibilisiert. Es wurde deutlich gemacht, dass solche Fotos nicht akzeptabel sind.“
Dennoch ließen sich Bundeswehrsoldaten nach BILD-Recherchen auch nach den „nicht akzeptablen“ Fotos aus dem Februar auf zwei weiteren CISM-Veranstaltungen mit russischen Soldaten ablichten. Darunter auf der 79. CISM-Generalversammlung im Mai in Tansania und auf der CISM-Basketballmeisterschaft im Juni in Serbien.
Zwar kam es bei beiden Ereignissen nicht zu sportlichen Wettkämpfen zwischen deutschen und russischen Soldaten, wohl aber zu gemeinsamen „technischen Treffen“ und „offiziellen Abendessen“ mit deutschen und russischen Offizieren.
Besonders bitter: Beim Basketballturnier in Serbien koordinierte nicht nur ein russischer Generalmajor die Paarungen der deutschen Männer- und Frauenmannschaften. Russische Soldaten waren zudem ausgerechnet für die Einhaltung der Dopingkontrollen der Athleten verantwortlich.
Auf BILD-Anfrage reagierte Boris Pistorius‘ (64, SPD) Ministerium am Freitag und erklärte: „Wir haben auf das dargestellte Ereignis reagiert: Seit dem Sommer wird geprüft, ob russische und belarussische Soldaten an den Veranstaltungen teilnehmen, und, falls ja, eine Teilnahme grundsätzlich abgesagt.“