Die Bundeswehr hat ein Problem! Ihr laufen die Kameraden weg!
Nach BILD-Recherchen steigt die Zahl der Kriegsdienstverweigerer seit Anfang 2022 sprunghaft an. Damals begann der russische Krieg gegen die Ukraine. Ein Sprecher von Verteidigungsminister Boris Pistorius (64, SPD) bestätigt, dass allein in diesem Jahr 2.468 Antragsteller (bis 31. Oktober 2024) den Kriegsdienst verweigern wollen.
Das sind 50 Prozent mehr als im Vorjahr (2023: 1.609) und elfmal so viele wie 2021 (209), vor Putins Überfall auf die Ukraine. Die Anträge stammen von aktiven Soldaten der Bundeswehr und Reservisten, die offenbar Angst haben, an der russisch-ukrainischen Front eingesetzt zu werden. Dazu kommen Anträge ungedienter Bürger, die vorsorglich sicherstellen wollen, dass sie keinesfalls zum Dienst an der Waffe einzogen werden. Diese Anträge werden kurioserweise bei den „Karrierecentern der Bundeswehr“ gestellt.
Laut Ministerium wurden bis Oktober 136 Anträge aktiver Soldaten, von 840 Reservisten und 1492 Ungedienten gezählt. Insgesamt sind seit Beginn des Ukraine-Krieges 549 aktive Soldaten und 1.707 Reservisten abgesprungen – ein ziemlicher Aderlass. Und dass in einer Zeit, in der die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes so wichtig ist wie selten zuvor.
Prof. Matthias Strohn von der Uni Buckingham ist von der Entwicklung nicht überrascht. Er sagt: „Es werden oftmals die Falschen rekrutiert.“ Die Werbekampagnen versprächen „einen angenehmen Wohlfühl-Job“, doch bei einer ernsten Auseinandersetzung würden viele die Uniform ablegen. Eine Armee brauche Kämpfer, was Politikern und Bewerbern klar sein müsse.
Dabei denkt der Militärhistoriker offenbar an Ursula von der Leyens Kuschelkampagne aus dem Jahr 2014: Der Slogan für die Truppe als Arbeitgeber damals: „Ihr Leben ist bunt und abwechslungsreich. Ihr neuer Job ist es auch.“
Das Verteidigungsministerium erklärte auf BILD-Anfrage, dass die Bundeswehr „in einem Wettbewerb um die besten Talente“ stehe und die sicherheitspolitische Lage sowie die russische Bedrohung die Zahl der Verweigerungen beeinflussen würden.