Der im Februar an die Börse zurückgekehrte Rüstungszulieferer Renk will mit einer Mehrfachstrategie in neue Dimensionen wachsen. In den nächsten Jahren wird ein durchschnittliches Umsatzwachstum von je 15 Prozent erwartet, womit sich der Umsatz im Vergleich zu 2023 auf zwei Milliarden Euro verdoppeln soll. Rechnerisch wäre es etwa 2027/2028. Hinzu kämen mögliche Zukäufe, gab Renk jetzt vor Analysten bekannt.
Der vor allem im Segment Panzergetriebe und Fahrwerke tätige Konzern rechnet als Marktführer mit potenziellen Aufträgen von rund zwölf Milliarden Euro bis 2031. Zu den Hoffnungswerten gehört beispielsweise das XM30-Projekt für einen neuen US-Schützenpanzer sowie das Modell M1E3 eines modernisierten US-Kampfpanzers Abrams. Zur Jahresmitte 2024 lag der Auftragsbestand bei 4,7 Milliarden Euro.
Zu den Zukunftstrends, die Renk verfolgt, gehören Hybridantriebe mit der Zuschaltung von Elektromotoren sowie die Digitalisierung von Gefechtsfahrzeugen. Wie Renk-Chefin Susanne Wiegand sagte, geht sie von weltweit massiv steigenden Verteidigungsausgaben in den nächsten Jahren aus.
Der Konzern werde seine Marktpräsenz ausbauen und „innovative, ganzheitliche Antriebslösungen entwickeln“. Derzeit nutzen weltweit 70 Armeen Renk-Produkte in ihren Gefechtsfahrzeugen oder Marine-Modellen.
Um seine Technologiebasis zu verbreitern, geht Renk jetzt auch strategische Kooperationen ein. So wurde nun auch eine Zusammenarbeit mit der britischen Rüstungs-Hightech-Schmiede QinetiQ verkündet. Das seit 2003 börsennotierte britische Unternehmen ist aus der Privatisierung einer britischen Rüstungsforschungseinrichtung hervorgegangen.
Renk und QinetiQ wollen nun gemeinsam Gefechtsfahrzeuge zwischen fünf und 60 Tonnen entwickeln, mit einem Schwerpunkt auf hybriden Antrieben und unbemannten Fahrzeugen. Vor allem bei unbemannten Kettenfahrzeugen bis zu 20 Tonnen sieht Renk große Chancen im Markt.
Renks Antwort auf die Zukunft
Das Unternehmen geht vom künftigen „gläsernen Gefechtsfeld“ aus. Mobilität, Elektrifizierung und Digitalisierung der Fahrzeuge spielten dann eine Schlüsselrolle.
So hat Renk unter dem Produktnamen ATREX ein Hybridgetriebe mit elektrischen Antrieben und Generatoren entwickelt. Es soll in zwei, drei Jahren bei Panzerherstellern getestet werden und kann in existierende Modelle nachgerüstet werden, etwa beim Leopard-2-Panzer.
Das Getriebe kann bis zu 1500 kW oder gut 2000 PS Leistung liefern und damit Panzer mit einem Gewicht von 50 bis 70 Tonnen auf bis zu 70 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Die Techniker schwärmen vom Silent-Watch-Betrieb, also einem Flüsterbetrieb, mit geringer Wärme- und Geräuschentwicklung, oder einem „Escape Boost“, bei dem ein Panzer mit E-Antrieb schnell seine Stellung verlassen kann, bevor der Dieselmotor startet. Große Bedeutung habe auch die Stromerzeugung.
Renk übertrug einen Großteil seines Kapitalmarkttages im Internet – aber nicht den Auftritt eines Schlüsselmanagers von KNDS Deutschland. KNDS, ein Zusammenschluss Krauss-Maffei Wegmann und Nexter, hatte sich beim Börsengang von Renk am Kapital beteiligt, um bei dem wichtigen Zulieferer mitreden zu können. Renk-Großaktionär ist der deutsch-schwedische Finanzinvestor Triton.
Die Prognosen und strategischen Pläne, die Renk vor Analysten präsentierte, kamen an der Börse allerdings nicht gut an. Die Aktie verlor gut fünf Prozent auf 22,72 Euro, nahe dem bisherigen Tiefstwert von 22,37. Kurz nach dem Börsengang notierte die Aktie bei über 39 Euro.
Gerhard Hegmann schreibt für WELT über Rüstung, Luft- und Raumfahrt und Militär.