Sonnenschein, malerische Seekulisse, sechs Grad über null. Eigentlich ist im Kloster Seeon (Bayern) alles wie gemacht für einen Traum-Start der Union in den Bundestagswahlkampf.

Eigentlich. Denn die Schock-Nachricht aus dem 50 Kilometer entfernten Österreich verhagelt den zur Klausurtagung versammelten CSU-Bundestagsabgeordneten im Chiemgau die Laune.

Mehr noch: Der sich abzeichnende FPÖ-Durchmarsch ins Wiener Kanzleramt lässt bei den Christsozialen sämtliche Alarmglocken klingeln.

„Die Entwicklung ist nicht gut“

Allen voran beim Parteivorsitzenden Markus Söder (CSU). Am Sonntag – seinem 58. Geburtstag – hatte er ein Krisen-Telefonat mit dem zurückgetretenen österreichischen Bundeskanzler Karl Nehammer (52, ÖVP) führen müssen, berichtet er.

Söders düsteres Fazit: „Die Entwicklung ist nicht gut.“

Die Schuldigen stehen für ihn fest. Es ist die ÖVP – die Schwesterpartei der CSU – die seit 2021 mit den Grünen regiert hat. Der Aufstieg der Rechtsaußen sei durch „dieses Schwarz-Grün“ mitbefördert worden. Die Kollegen in Österreich hätten das so erklärt.

Söder sagt: „Wenn die Union Schwarz-Grün weiter propagiert, stärkt das die Extremen.“

Der Satz ist eine Warnung auch an CDU-Chef Friedrich Merz, der die Bündnis-Option anders als die Parteifreunde aus Bayern weiter nicht ausschließen will. Brisant: Am Mittwoch will Merz selbst die CSU-Klausur besuchen.

Auch der Gastgeber von Seeon, CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, ist schwer in Sorge: „Wenn ein Politik-Wechsel nicht möglich ist, dann kommt der Parteien-Austausch. Österreich ist schlichtweg ein Warnsignal für Deutschland.“

Noch ist die AfD mit 21,5 Prozent schwächer als die FPÖ (um 29 %). Doch die CSU-Oberen fürchten für Deutschland schon ein Waterloo à la Wien. In Österreich habe man nicht die Kraft hatte, die Migrationsthematik „ausreichend zu bearbeiten“, so Dobrindt. Es gelte „die Mahnung an jeden, der in Deutschland Verantwortung übernimmt, diese Themen aufzugreifen“.

CSU-Legende Peter Ramsauer (70) hört Dobrindt derweil mit Grabes-Miene zu. Ramsauer weiß: Die Union braucht in einer möglichen künftigen Regierung einen Partner, der bei einer Wende in der Ausländerpolitik mitzieht.

Weil die Grünen hier „nicht in der Lage und nicht willens zu Änderungen“ seien, wie Söder sagt, bliebe wohl nur noch die SPD. Dobrindt und Söder gehen davon aus, „dass die mitziehen“. Dass der „vernünftige Teil“ der Sozialdemokraten nach der Wahl am 23. Februar übrig bleibe.

Prinzip Hoffnung.