Einäscherung, Beerdigung im klassischen Sarg – oder gar auf hoher See? Das sind in Deutschland die gängigsten Methoden für ein Begräbnis! Jetzt ist ein Streit zwischen SPD und Grünen um eine alternative Bestattung entbrannt: CO₂-Zoff um Leichen-Kompostierung!

Wie bitte? Ganz einfach: Für die Grünen ist oberstes Partei-Gebot die Reduktion sämtlicher Emissionen. Und die werden eben auch durch Krematorien verursacht. Rund 300 000 Tonnen Kohlenstoffdioxid blasen die Öfen jedes Jahr in Deutschland in die Luft.

Eine umweltfreundliche Alternative: die „Reerdigung“ – Lieblings-Projekt von Hamburgs Grünen-Fraktionschefin Jenny Jasberg (41). Mehr als zwei Jahre liefen die Beratungen zu dem Projekt in der Hansestadt, bei dem Tote in Behältern in 40 Tagen zu Humus kompostiert werden.

Doch die Elb-SPD hat nun den Daumen gesenkt. Die Kokons des Unternehmens Meine Erde dürfen in Hamburg nicht aufgestellt werden. Bei den Grünen stößt das mehr als übel auf.

Jasberg zu BILD: „Die Enttäuschung ist nach der langen Zeit sehr groß. Das Thema lag bereits der Senatskanzlei und Umweltbehörde vor und ist eingehend geprüft worden. Leider ist eine Umsetzung auch am erheblichen Widerstand von Einzelpersonen gescheitert. Ich akzeptiere das, so ist es in einer Koalition. Es müssen beide mitgehen.“

In Schleswig-Holstein ist mit Zustimmung aller Fraktionen das Bestattungsrecht geändert worden.

Warum hat die Elb-SPD keinen Bock auf Reerdigung? Ein Fraktionssprecher sagt, das Pilotprojekt beim Nord-Nachbarn habe noch keine klaren Erkenntnisse zur Bewertung geliefert: „Wir sehen daher aktuell keinen Bedarf, ein zusätzliches Erprobungsverfahren auf den Weg zu bringen.“

In den letzten Monaten wurden in der Koalition das Für und Wider rauf und runter diskutiert. Mit den stets gleichen Bedenken der SPD. Pietätsgründe und technische Fragen. Zum Beispiel: Bei der Kompostierung zersetzen sich die Knochen nicht, sondern müssen zermahlen werden. Das jedoch geschieht auch nach einer Einäscherung.

Jasberg: „Es wäre eine klimafreundliche Methode gewesen, bei der viel CO₂ gespart worden wäre.“ Es habe schon Gespräche mit Friedhöfen und Bestattern gegeben.

Jetzt bleibt es zunächst bei sieben Turbo-Kompostern in Mölln, in denen die Reerdigung vollzogen wird. Absurd: Die Überreste dürfen auch in Hamburg bestattet werden.