Nissan und Honda planen Allianz gegen VW und Toyota – womöglich stößt Mitsubishi hinzu

Die japanischen Automobilhersteller Nissan Motor und Honda Motor haben am Mittwoch bestätigt, dass sie über eine engere Zusammenarbeit diskutieren. Sie widersprachen jedoch Berichten, wonach sie eine Fusion bereits beschlossen hätten.

Der Aktienkurs von Nissan stieg um mehr als 22 Prozent, nachdem Medien unter Berufung auf ungenannte Quellen meldeten, dass das Unternehmen zusammen mit Honda den drittgrößten Autokonzern der Welt bilden könnten – hinter Toyota und VW sowie vor Hyundai. Das Papier von Honda fiel leicht.

Der Handel mit Nissan-Aktien wurde ausgesetzt, dann aber wieder aufgenommen, nachdem die Unternehmen eine Erklärung abgegeben hatten, in der es hieß, dass sie „verschiedene Möglichkeiten für eine künftige Zusammenarbeit in Betracht ziehen, aber noch keine Entscheidungen getroffen haben“.

Nissan bildet bislang eine Allianz mit dem französischen Autobauer Renault, die derzeit überprüft wird. Kürzlich gab das Unternehmen bekannt, dass es aufgrund schwächerer Verkäufe in China und den USA 9000 Stellen abbauen und seine weltweite Produktion um ein Fünftel kürzen wird.

Honda, Japans zweitgrößter Autohersteller, und Nissan, der drittgrößte, vereinbarten bereits im März eine kleinere Kooperation: Sie wollten eine strategische Partnerschaft für die Herstellung von Elektrofahrzeugen prüfen. Ein kompletter Zusammenschluss würde den beiden Unternehmen helfen, eine Größe zu erreichen, um besser mit den Marktführern Toyota und Volkswagen zu konkurrieren.

Honda erwäge mehrere Möglichkeiten, darunter eine Fusion, eine Kapitalverflechtung oder die Gründung einer Holdinggesellschaft, sagte Top-Manager Shinji Aoyama am Mittwoch. Aoyama lehnte es ab, näher darauf einzugehen, wann eine mögliche Entscheidung getroffen werden wird. Die Unternehmen könnten jedoch eine Ankündigung am 23. Dezember machen, berichtete TBS.

Die beiden Unternehmen haben bereits erste Gespräche über einen Zusammenschluss geführt, sagten Personen, die nicht genannt werden wollten. Eine Option, die in Betracht gezogen werde, sei die Gründung einer neuen Holdinggesellschaft, unter der die kombinierten Unternehmen operieren würden. Das Bündnis könnte auch um Mitsubishi Motors ausgeweitet werden, das bereits mit Nissan verflochten ist. Mitsubishi-Aktien stiegen um 17 Prozent.

Die Gespräche befänden sich in einem frühen Stadium und würden möglicherweise nicht zu einer Einigung führen, hieß es.

Ein Abkommen würde die japanische Automobilindustrie in zwei Hauptlager spalten: eines, das von Honda, Nissan und Mitsubishi kontrolliert wird, und ein anderes, das aus Unternehmen der Toyota-Gruppe besteht. Es würde ihnen auch mehr Ressourcen zur Verfügung stellen, um mit größeren Wettbewerbern weltweit zu konkurrieren, nachdem sie ihre langjährigen Partnerschaften mit anderen Automobilherstellern weitgehend aufgegeben haben. Nissan hat seine Beziehungen zu Renault gelockert, und Honda hat sich von General Motors getrennt.

Der Schritt hin zu einer Fusion würde auf eine Entscheidung der beiden Unternehmen vom Frühjahr dieses Jahres folgen, bei Batterien und Software für Elektrofahrzeuge zusammenzuarbeiten. Damals brachte der Vorstandsvorsitzende von Honda, Toshihiro Mibe, die Möglichkeit einer Kapitalverflechtung mit Nissan ins Spiel. „Sollte die Fusion tatsächlich zustande kommen, würde sie Nissans finanzielle Schwierigkeiten kurzfristig lindern“, sagte jetzt Tatsuo Yoshida, Senior Autoanalyst bei Bloomberg Intelligence.

Ein solcher Deal wäre ein defensiver Zusammenschluss der schwächeren japanischen Automarken. Honda, Nissan und Mitsubishi haben in den ersten sechs Monaten des Jahres zusammen etwa vier Millionen Fahrzeuge weltweit verkauft, weit weniger als die 5,2 Millionen, die Toyota allein abgesetzt hat. Ein Bündnis würde es den beiden Unternehmen ermöglichen, dem Erzrivalen Toyota im In- und Ausland Paroli zu bieten. Toyota hat sich an der Subaru, Suzuki und der Mazda beteiligt.

„Während dies für Nissan aufgrund seines geschwächten Zustands eine gute Nachricht wäre, hätten die beiden Unternehmen eine Menge Überschneidungen und andere Probleme zu bewältigen“, sagte Julie Boote, eine leitende Analystin bei Pelham Smithers. Toyota könne als Reaktion auf die stärkere japanische Konkurrenz ihre Anteile an Subaru, Suzuki und Mazda eher früher als später erhöhen.

Hondas Wert lag bei Börsenschluss am Dienstag bei 6,8 Billionen Yen (44,4 Milliarden Dollar) und damit deutlich über der Marktkapitalisierung von Nissan in Höhe von 1,3 Billionen Yen. Aber selbst ihr gemeinsamer Wert wird von Toyotas 42,2 Billionen Yen in den Schatten gestellt.

Honda hat seit Langem damit zu kämpfen, mit den kapitalstärkeren Konkurrenten Schritt zu halten, wenn es um Investitionen in neue Technologien geht. Das Unternehmen hat in letzter Zeit beim Thema Hybridfahrzeuge mit Gas-Elektroantrieb zurückgesteckt, während es gleichzeitig Milliarden von Dollar für die vollelektrischen Modelle ausgibt. Zugleich ist die Partnerschaft zwischen Honda und GM angeschlagen. Anfang Dezember war etwa eine Partnerschaft für ein selbstfahrendes Auto beendet worden. GM hat stattdessen die Beziehungen zum südkoreanischen Hersteller Hyundai Motor ausgebaut.

Nissan dagegen braucht einen Partner, der das Unternehmen wieder auf ein stärkeres finanzielles Fundament stellt. Nissan steht mitten im Unternehmensumbau, um mit einem stockenden Umsatzwachstum und niedrigeren Gewinnen fertig zu werden. Das Unternehmen steht unter dem Druck eines aktivistischen Aktionärs und einer gewaltigen Schuldenlast, die auf den Kreditmärkten zu Spekulationen über seine Kreditwürdigkeit geführt hat.

Der in Yokohama ansässige Konzern hat seine komplexe, 25 Jahre währende strategische Partnerschaft mit Renault, auf die der frühere Vorstandsvorsitzende Carlos Ghosn fixiert war, teilweise aufgelöst. Rivalitäten und gegenseitiges Misstrauen nahmen im Laufe der Jahre zu und spitzten sich zu, als Ghosn offen über eine Fusion nachdachte, was zu seinem Sturz beitrug.

Der frühere Vorstandsvorsitzende, der sein ehemaliges Unternehmen nach der Entlassung 2018 verklagt hatte, warnte in einem Interview mit „Automotive News“ bereits im August vor einer „verdeckten Übernahme“ von Nissan durch Honda.