Nach zwölf Jahren will der SPD-Politiker Stephan Weil (66) den Posten als Niedersachsens Ministerpräsident aufgeben, wie der „NDR“ berichtet. Auch als Landesvorsitzender will er beim Parteitag im Mai nicht erneut antreten.

Gerüchte um Weils Rückzug von der Parteispitze gibt es in Niedersachsen seit Wochen. Dem Vernehmen nach soll SPD-Vize und Wirtschaftsminister Olaf Lies (57) die Partei in die Kommunalwahlen 2026 und in die Landtagswahlen 2027 führen. Der NDR geht auch von Weils Rückzug aus der Staatskanzlei aus.

Auch für den Posten des künftigen Regierungschefs gilt Lies als klarer Favorit.

Aktuell tagt der SPD-Landesvorstand bei einer Klausursitzung in Springe (Region Hannover). Dort soll Weil nach Medien-Informationen seinen Rückzug verkündet haben. Was ebenfalls auf den geordneten Übergang deutet: Den landespolitischen Ausblick auf das kommende Jahr hielt nicht Parteichef Weil, sondern sein Vize Lies.

Weil ist seit 2012 Parteivorsitzender. Damals hatte er sich bereits gegen Lies als Spitzenkandidat für die Landtagswahl durchgesetzt und wurde im Februar 2013 Ministerpräsident von Niedersachsen. Inzwischen ist er der dienstälteste SPD-Regierungschef eines Bundeslandes. Nur Winfried Kretschmann (76, Grüne) aus Baden-Württemberg und Reiner Haseloff (71, CDU) aus Sachsen-Anhalt sind länger im Amt.

Olaf Lies wurde nach der Landtagswahl 2013 in der rot-grünen Regierung zunächst Wirtschaftsminister, wechselte 2017 in der Großen Koalition ins Umweltministerium und kehrte 2022 an die Spitze des Wirtschaftsressorts zurück.

Weil selbst hatte in der Vergangenheit stets dementiert, frühzeitig den MP-Posten aufgeben zu wollen. In den vergangenen Wochen hingegen mehrten sich die Spekulationen, er könne sich zunächst im Mai vom Parteivorsitz, im Herbst schließlich auch aus der Staatskanzlei zurückziehen.

Damit würde Weil eine historische Chance verpassen. Würde er bis 2027 im Amt bleiben, hätte er als Ministerpräsident mit der längsten Amtszeit in die Geschichte Niedersachsens eingehen können – nach Rekordhalter Ernst Albrecht († 84, CDU), der von 1974 bis 1990 im Amt war.

In der jüngsten INSA-Umfrage zur Landtagswahl in Niedersachsen liegt die SPD mit 25 Prozent hinter der CDU (30 Prozent). Deren designierter Spitzenkandidat, Partei- und Fraktionschef Sebastian Lechner (44) hatte in der vergangenen Woche Neuwahlen gefordert, sollte Weil den MP-Posten an Lies übergeben.

Ungewöhnlich sind solche vorzeitigen Wechsel aber nicht: Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (64, SPD) hatte ihr Amt im Juli 2024 an Arbeitsminister Alexander Schweitzer (51) vorzeitig weitergeben. Hessens Regierungschef Boris Rhein (53, CDU) hatte seinen Vorgänger Volker Bouffier (73) im Mai 2022 während der laufenden Wahlperiode abgelöst.