Sie ist gegen Putin, aber ist sie auch für die von Russland überfallene Ukraine?
Seit dem Tod ihres Mannes Alexej Nawalny (†47) gilt Julia Nawalnaja (48) als wichtigste Putin-Kritikerin. Jetzt sorgt die Witwe des ehemals wichtigsten russischen Oppositionellen in einem Interview mit Aussagen zur Ukraine für Empörung.
Im Gespräch mit der „Zeit“ antwortet Nawalnaja auf die Frage, wie sie die ukrainische Offensive in der westrussischen Region Kursk bewertet, mit: „Die Sache hat zwei Seiten.“ Statt Verständnis für die sich verteidigende Ukraine zu zeigen, mahnt sie: Die Angriffe würden das russische Volk zusammenschweißen und die Macht Putins festigen.
Nawalnaja nicht für Waffen-Lieferungen an die Ukraine
▶︎ Noch brisanter: Auf die Frage, ob sie die Waffen-Lieferungen an die Ukraine für richtig hält, antwortet Nawalnaja: „Das ist schwer zu sagen.“ Ihr Argument: „Die Bomben treffen auch Russen.“
Nawalnaja besteht im Gespräch zudem darauf, dass es allein „Putins Krieg“ sei. Auf die Tatsache angesprochen, dass es gewöhnliche russische Soldaten sind, die die Ukrainer täglich brutal angreifen, entgegnet sie: „Natürlich kämpfen die Menschen. Aber es ist sein Krieg.“ Gleichzeitig sagt die Nawalny-Witwe, dass Russland sich bei der Ukraine irgendwann entschuldigen müsse.
Für CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter (61) ein klares Zeichen, dass Nawalnaja „keinerlei Empathie“ für die Opfer der Ukrainer im russischen Angriffskrieg hat.
Kiesewetter zu BILD: „Sie hat offensichtlich auch kein Verständnis für das legitime Selbstverteidigungsrecht der Ukraine, das auch die militärische Offensive der Ukraine auf russischem Gebiet eindeutig ermöglicht und unterstützt.“
Kiesewetter: „Anwältin imperialer russischer Ansprüche“
Nawalnaja sei „kein glaubwürdiger Ansprechpartner für eine verantwortungsbewusste Politik im Rahmen des internationalen Völkerrechts“, so Kiesewetters Urteil, sondern vielmehr „eine Anwältin imperialer russischer Ansprüche.“
Was die Witwe Nawalnys damit bezweckt? Einige Kritiker spekulieren auf X (ehemals Twitter): „Nawalnaja sagt offenbar gezielt nichts zur Ukraine, um den Support der Nationalisten in Russland zu behalten“. Bei den Themen Imperium, Angriffskrieg, Kriegsverbrechen oder internationales Tribunal werde Nawalnaja „stets sehr schmallippig“.
Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk (57) schreibt auf X: „Das Interview zeigt eine russische Oppositionelle, die wenig Anlass für Hoffnung bietet.“