Alles noch viel schlimmer! Hildegard Müller (57), Präsidentin der deutschen Automobilindustrie, schockt bei „Hart aber fair“ mit neuen Horror-Zahlen für ihre gesamte Branche geschockt. Das Thema der Sendung: „Fährt eine Industrie gegen die Wand?“

„Wir rechnen bis 2035 nach einer Studie, die wir morgen veröffentlichen werden, mit rund 190.000 Arbeitsplätzen, die in Rede stehen“ – nicht nur bei VW, sondern auch bei anderen Unternehmen etwa in der Zulieferindustrie. Das ist die schlimme Botschaft der Auto-Präsidentin in der Talkrunde von Moderator Louis Klamroth (34).

Auto-Präsidentin zur VW-Krise: Brauchen neue Ehrlichkeit

Fraktionschef Andreas Audretsch (40, Grüne) suchte die Schuld in „Management-Fehlern“ bei VW, aber „vielleicht auch in politischen Fehlern über viele Jahre“.

Der Präsidentin reichen solche Erklärungen nicht aus: „Ich finde, dass wir eine neue Ehrlichkeit in der Debatte brauchen“, forderte sie stattdessen. „Jetzt zu sagen, das sind Management-Fehler, geht an der Wahrheit wirklich vorbei.“

Müllers scharfer Vorwurf an die Adresse des Grünen-Fraktionschefs: „Wenn Sie sagen, jetzt müssen Beschäftigungsgarantien gegeben werden, es darf nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen werden, dann ist das nicht ehrlich!“

Bundestags-Haushälter Frank Schäffler (55, FDP) warf der Landesregierung von Niedersachsen vor, dass sie ausgerechnet eine Kultusministerin in den VW-Aufsichtsrat schickte: Da fehle der Sachverstand.

Nicht länger wegducken

Denn, so die Präsidentin: „Die Transformation zur Elektromobilität führt dazu, dass Arbeitsplätze sich verändern. Ob hier neue Arbeitsplätze entstehen können, hängt von den Standortbedingungen ab. Da dürfen wir uns nicht länger wegducken.“

Ihre beklemmende Bilanz: „Wir sind zu teuer in den Energiekosten. Wir sind zu teuer in den Bürokratiekosten, in den Arbeitskosten. Wenn wir diese Fragen nicht in den Griff bekommen, dann wird die Autoindustrie ihre Wege gehen, aber nicht mehr mit Wachstum und Wertschöpfung und Arbeitsplätzen in Deutschland.“

Forderung an die Ampel

Zum Wirtschaftsgipfel des Kanzlers diesen Dienstag sagte die Präsidentin bei „Hart aber fair“: „Ich bin nicht eingeladen. Es sind Unternehmen der Automobilindustrie eingeladen, aber leider weder die Zulieferindustrie und schon gar nicht der industrielle Mittelstand.“

Ihre Forderung: „Ich erwarte, dass die Bundesregierung nicht mit zwei, drei verschiedenen Veranstaltungen zu dem Thema arbeitet, sondern dass man sich jetzt zusammensetzt. Man ist gewählt, hat einen Wählerauftrag angenommen. Es ist eine außerordentlich schwierige Krise. Deshalb muss die Regierung realistisch auf die Fakten blicken.“

Verbotsdiskussion zum Verbrenner hat viele verärgert

„Deutschland ist der zweitgrößte Produzent von Elektroautos weltweit“, stellte die Präsidentin dazu fest. „Sieben von zehn Verbrauchern vertrauen deutschen Elektroautos. Wir verkaufen immer noch 100-mal so viele Autos in China wie umgekehrt.“

Aber, so ihre Sorge: „Ich glaube, dass die Verbotsdiskussion (um den Verbrenner, d.Red.) die Menschen sehr verärgert hat. Wir müssen Begeisterung für die Elektromobilität erzeugen, aber die Menschen sagen: Hm, vielleicht ist die Technik nicht überzeugend, jetzt müssen sie verbieten.“

Ihre Mängelliste: „Die Automobilindustrie ist von der Elektromobilität sehr überzeugt, aber wir müssen einfach sehen, dass man das nicht nur beschließen kann, sondern vieles dazu erfolgen muss. Wir haben keine strategische Rohstoffversorgung betrieben in der EU. Wir haben keine Ladeinfrastrukturen.“

Keine Nebelbomben mehr!

„Jetzt werden drei größere Fabriken zugemacht“, warnte ARD-Experte Ranga Yogeshwar (65). „Da sind fantastische Leute mit Familien, die jetzt wirklich bangen. Ich finde, wir haben alle eine Verantwortung, wirklich zu überlegen, pragmatisch: Wie kommen wir an der Stelle weiter?“

Und zwar, so der Experte zum Schluss, „ökologisch und innovativ, aber bitte nicht, und das wäre meine Bitte an die Politik: nicht durch das ständige Schmeißen von Nebelbomben, die den Bürger verunsichern.“