Nach Festnahme in Paris – Telegram-Chef will Nutzerdaten mit Behörden teilen

Der Chatdienst Telegram wird nach der zeitweisen Festnahme des Gründers Pawel Durow mehr Informationen mit Ermittlern teilen. Telegram werde Behörden auf offizielle Anfrage künftig die Telefonnummer und die IP-Adresse von Verdächtigen mitteilen, heißt es in einer neuen Version der Datenschutz-Richtlinie des Dienstes. Bisher war das nur für Terrorverdächtige vorgesehen.

Jetzt ist aber allgemein von dem Verdacht „krimineller Handlungen“ die Rede. Zugleich werde Telegram eine rechtliche Bewertung der Anfrage vornehmen, bevor die Informationen weitergegeben werden. Die IP-Adresse kann unter Umständen Hinweise auf den Aufenthaltsort eines Nutzers geben. Nach seinen Angaben wurden in den vergangenen Wochen zudem mit Hilfe Künstlicher Intelligenz bereits „problematische Inhalte“ von der Plattform gelöscht.

Telegram hat sich seit der Gründung 2013 als eine Alternative zu US-Plattformen etabliert. Dabei verweigert der Online-Dienst in der Regel die Herausgabe von Nutzerdaten an Behörden. Ausnahmen waren bisher nur für Fälle vorgesehen, in denen Nutzer von einem Gericht als Terrorverdächtige eingestuft wurden.

Durow kam auf Kaution frei, darf Frankreich vorerst aber nicht verlassen

Durow schrieb in einem Beitrag bei Telegram, mit der Änderung solle Missbrauch der Suchfunktion des Online-Dienstes verhindern, die einige „für den Verkauf illegaler Artikel“ genutzt hätten.

Der 39-Jährige war Ende August in Frankreich festgenommen worden. Die französische Justiz wirft dem Milliardär unter anderem vor, nicht genügend gegen die Verbreitung krimineller und extremistischer Inhalte auf Telegram zu unternehmen.

Unter anderem steht der Verdacht im Raum, Durow habe sich dadurch des Drogenhandels, der Geldwäsche, des Betrugs und mehrerer Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht. Telegram wurde auch insgesamt oft vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen kriminelle Aktivitäten vorzugehen.

Der Dienst wies das stets zurück. Durow selbst kam auf Kaution frei, darf Frankreich vorerst aber nicht verlassen.