Das erste Ampel-Krisentreffen im Kanzleramt ist vorbei! Nach mehr als drei Stunden Zwiegespräch mit Finanzminister Christian Lindner (45, FDP) hat Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) am späten Sonntagabend das Kanzleramt verlassen.

Vor dem Vier-Augen-Gespräch mit Lindner hatte sich Scholz mit der SPD-Spitze beraten. Der Kanzler saß mit den SPD-Co-Chefs Lars Klingbeil (46) und Saskia Esken (63) sowie Generalsekretär Matthias Miersch (55) und Fraktions-Chef Rolf Mützenich (65) zusammen. Das Ziel der Sozialdemokraten: Eine Verhandlungsstrategie für die anstehenden Krisentreffen mit den Koalitionspartnern festlegen.

BILD weiß: Scholz hat sich im Kalender zwischen Montagmorgen und Mittwochabend mindestens zwei Termine für Sechs-Augen-Gespräche mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (55, Grüne) und Lindner blocken lassen.

Mittwoch könnte das Ampel-Aus besiegelt werden

Warum ausgerechnet vor Mittwoch? An dem Tag droht das endgültige Ampel-Aus, weil die Beteiligten am Abend zum Koalitionsausschuss zusammenkommen. Und die FDP hatte Lindners Wirtschaftswende-Papier ausdrücklich zur Grundlage für ihren Ampel-Verbleib gemacht.

Jenes 18-seitige Dokument des Finanzministers war am Freitag öffentlich geworden. Es ist nichts weniger als eine Abrechnung mit der Wirtschaftspolitik der Ampel. Zentrale SPD- und Grünen-Projekt sollen gestoppt, stattdessen Unternehmen massiv entlastet werden. Seitdem liegen die Nerven in der Bundesregierung vollends blank!

Erst Klingbeil im Ersten, dann Lindner im Zweiten

Am Sonntagabend äußerten sich die Spitzenpolitiker vor laufenden Kameras. Klingbeil warf Lindner in der Sendung „Bericht aus Berlin“ (ARD) „neoliberale Ideologie“ vor. Der SPD-Chef machte klar, dass seine Partei „den liberalen Weg nicht mitgehen“ werde. Es könne nicht angehen, Reiche noch reicher zu machen. Stattdessen müsse die arbeitende Mitte entlastet werden, so Klingbeil. Man stehe „vor einer Woche der Entscheidungen“.

Bei „Berlin direkt“ (ZDF) ließ Lindner eine gute Stunde später offen, ob er die von ihm vorgeschlagenen Wirtschafts-Maßnahmen zur Bedingung für den Verbleib in der Koalition macht. Er forderte Scholz auf, sich zu seinem Papier zu äußern. „Diese jetzige Situation mit unterschiedlichen Konzepten, Gesprächen des Kanzlers, Papieren von Herrn Habeck, Vorschlägen von meiner Seite – da kann ich den Bürgerinnen und Bürgern versprechen, diese Situation, die werden wir schnellstmöglich klären“, sagte der Finanzminister.

„Das Totenglöckchen der Ampel läutet“

Aus Bayern hatte es zuvor deutliche Worte in Richtung Berlin gegeben. CSU-Chef Markus Söder (57) sagte zu BILD: „Es ist vorbei: Das Totenglöckchen der Ampel läutet. Eine Regierung, die gegeneinander Papiere verschickt, ist handlungsunfähig und eine Blamage für unser Land. Es ist Zeit, den Stecker zu ziehen und das unwürdige Schauspiel zu beenden.“

Söders Fazit: Neuwahlen! Und zwar so schnell wie möglich. „Denn jeder Tag länger schadet Deutschland.“

Die Schwesterpartei CDU rummste in dieselbe Kerbe. Generalsekretär Carsten Linnemann (47): „Es geht hier um Deutschland. Wir können uns diese Wackel-Regierung nicht einen Tag länger leisten. In der kommenden Woche wird der amerikanische Präsident gewählt – und die Ampelregierung weiß nicht, wie es weitergeht.“