Im Landtag sitzt Falko Mohrs (40, SPD) in Anzug und Krawatte auf der Regierungsbank, aber einige Wochen im Jahr tauscht Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur seine Arbeitskleidung gegen die Tarnfleck-Uniform ein.

Dann absolviert der Politiker Einheiten für seine Unteroffiziersausbildung. Eigentlich habe er schon nach der Schule zur Bundeswehr gehen wollen, verpflichtete sich sogar auf zwölf Jahre. Aber dann wurde er ausgemustert – der Rücken. Er machte eine Ausbildung zum Speditionskaufmann und studierte.

Rund 20 Jahre später kam er durch eine Info-Veranstaltung für Entscheidungsträger wieder mit der Bundeswehr in Kontakt, bewarb sich, begann 2022 die Reservistenausbildung. Lehrgänge im Gelände, Manöver bei Minusgraden im knöcheltiefen Schnee, Einheiten in der Unteroffiziersschule. „Das schweißt die Kameraden zusammen“, erzählt er.

Er wolle um mehr Verständnis für die Bundeswehr werben, für die Verankerung in der Gesellschaft. „Nicht jeder muss zur Bundeswehr“, sagt er. „Aber jeder muss sich bewusst machen, auf die ein oder andere Art die demokratische Freiheit zu verteidigen.“

In der Politik verteidige er den Rechtsstaat mit Argumenten und politischen Initiativen gegen Feinde der Demokratie. „Bei der Bundeswehr ist die Grundmotivation identisch“, berichtet Mohrs. Dabei sei ihm bewusst, dass es nicht um Abenteuerurlaube gehe. „Man muss sich im Klaren sein, dass man im Ernstfall sein Leben einsetzt.“

Mit Ende 30 Jahre treffe man die Entscheidung für den Dienst bei der Bundeswehr viel bewusster als zur Schulzeit. „Es wäre schlimm, wenn es anders wäre. Mit 17, 18 fühlt man sich doch sehr unsterblich.“

Und wie reagierte sein SPD-Umfeld auf den Schritt? „Es gab viel Zustimmung, aber auch Kritik“, erinnert er sich. Gelegentlich habe er den Vorwurf der „Militarisierung“ gehört. „Aber die Bedrohungslage ist real.“ Das habe er nicht zuletzt bei der Annexion der Krim erkannt. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sei ihm noch bewusster geworden, „dass die Bedrohung durch Krieg nicht weit weg ist“.

Als Minister wolle er Vorbild sein und weitere Führungskräfte zu Bundeswehr-Veranstaltungen ermutigen. Im November geht es für ihn wieder für zwei Wochen in die Kaserne, hinzu kommt Online-Unterricht.

Und spätestens 2026 will der Minister Unteroffizier der Reserve sein.