Kommt der Ampel-Kollaps – oder raufen sich die zermürbten Streithähne noch ein letztes Mal zusammen? Nach einem Turbo-Tag in Berlin mit Krisengipfel im Kanzleramt und einem Treffen mit Wirtschaftsbossen traf Christian Lindner (45, FDP) am Abend in Düsseldorf ein.
Hier hielt Lindner die Festrede beim traditionellen „Freundschaftsmahl St. Martin“ der NRW-Baubranche. Ein bisschen Ampel-Farbenlehre gab’s dabei auch: An Lindners Tisch im Festsaal des Maritim-Hotels saß u. a. der grüne NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (55).
Die 400 Gäste im Festsaal des Maritim-Hotels waren gespannt – was würde Lindner über die möglicherweise letzten Tage der Ampel-Regierung verraten?
► Zumindest wie stressig seine Tage gerade sind, verriet Christian Lindner: Gerade erst angekommen müsse er nach seiner Rede rasch wieder „zurück an die Werkbank“ in Berlin.
Merkel hielt hier die Rede, bevor sie Kanzlerin wurde
Den Humor hat er in den Tagen des Ampel-Chaos aber nicht verloren, bedankte sich dafür, dass der Bauindustrieverband den Bundesminister der Finanzen und FDP-Chef – also das einsamste Kabinettsmitglied, so scherzte Lindner – eingeladen hatte.
▶︎ Immerhin habe aber auch Angela Merkel (70, CDU) hier die Festrede gehalten, ein Jahr bevor sie Kanzlerin wurde.
Passend zum Anlass der Festrede dann dieser launige Hinweis an die Adresse aller, die gerne an der Steuerschraube drehen würden: „St. Martin hat wenigstens noch seinen eigenen Mantel geteilt.“ Die Verteilungspolitiker von heute dagegen nesteln laut Lindner lieber an den Mänteln anderer Leute herum.
► Eindringlich Lindners Mahnung vor einem Bedeutungsverlust der deutschen Wirtschaft: „Unsere wirtschaftliche Stärke ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Die internationale Presse beschreibt Deutschland als kranken Mann.“
Wann werdet ihr euch um euer Comeback bemühen, sei er zuletzt in New York gefragt worden. Lindner: „Deutschland muss das Symbol sein für den Mut zur Veränderung, die Menschen sollen wieder stolz auf Deutschland sein können.“ Vom moralischen Zeigefinger der Deutschen allein lasse sich niemand mehr beeindrucken.
Zur Ampel-Zukunft kein Wort von Christian Lindner
► Keine Gnade kannte er mit dem zuletzt diskutierten „Null Bock-Tag“: „Ich habe das erst für einen Scherz gehalten.“ Eine Gesellschaft habe noch nie Wohlstand generiert, indem sie weniger gearbeitet hat. Die Menschen müssten bereit für die „Extrameile“ sein.
► Es folgten ein paar weitere Giftpillen für die Ampel: etwa ein glasklares Bekenntnis zur Schuldenbremse, die Forderung für eine komplette Soli-Abschaffung sowie harte Kritik am Atomausstieg. Es drohe die Gefahr, dass das Land beim Klimaschutz nicht zum Vorbild, sondern zum abschreckenden Beispiel werde.
Zur Ampel-Zukunft kein Wort von Christian Lindner. Von seinen streitbaren Positionen ist er aber erkennbar keinen Millimeter abgerückt.