München – Die Augen der Welt sind auf den Nahost-Konflikt gerichtet seit dem brutalen Terror-Angriff der Hamas auf Israel (1200 Tote, 250 Geiseln verschleppt) am 7. Oktober 2023.

Nach der Tötung von Hamas-Führer Jahja Sinwar habe Israel zwar jetzt Zeit, Luft und Ruhe gewonnen, doch die Gefahr einer Eskalation im Nahen Osten bleibe weiterhin groß – „die Hamas wird uns erhalten bleiben“, erklärte Brigadegeneral a.D. Erich Vad (67) am Freitagabend.

Was dem einstigen Militär-Berater von Ex-Kanzlerin Angela Merkel noch größere Kopfzerbrechen bereitet, ist der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine – und die aktuelle Politik der deutschen Bundesregierung.

„Ich mache mir aktuell große Sorgen. Ich will nicht aufwachen und wir sind im Krieg mitten in Europa“, warnte Vad in einem Impuls-Vortrag beim Korbinians-Kolleg im Hotel Bachmair Weissach am Tegernsee. „Wir müssen jetzt sehr aufpassen, dass wir nicht in einem europäischen Krieg oder einem Nuklear-Krieg und damit in einem 3. Weltkrieg landen.“

Was er meint: die geplante Stationierung von US-Mittelstrecken-Raketen mit einer deutlich höheren Reichweite als bisher gegen die drohende Aggression von Kriegstreiber Putin in Richtung Nato-Gebiet. Vad: „Wenn in Europa ein Krieg losgeht, dann ist Deutschland Aufmarschgebiet, dann schießen die Russen hier rein.“

Russland sei militärisch nicht zu besiegen, so Vad, die Erfolge der Ukraine auf dem Schlachtfeld seien aus seiner Sicht „nicht nachhaltig“. Russland sei eindeutig auf dem Vormarsch, die Lage der Ukraine wäre „grottenschlecht“.

Maximalforderungen deutscher Politiker seien deshalb auch nicht realistisch. Politiker-Stimmen, die immer mehr Waffen und Angriffe forderten, hätten ihn als Militär „erschrocken“. Ziel müssten seiner Meinung nach nun Verhandlungen sein, auch wenn die Ukraine dafür Gebiete abgeben müsse. Dass er dafür auch heftig kritisiert werde und mit Politikern wie Alice Weidel (AfD) und Sahra Wagenknecht (BSW) einer Meinung sei, störe ihn nicht.

Dass Kanzler Scholz deutsche Taurus-Raketen mit einer Reichweite bis zu 500 Kilometern nicht zur Lieferung an die Ukraine freigegeben habe, halte er für richtig. Aber: Deutschland sei derzeit mit seiner feministischen Außenpolitik blauäugig und gesinnungsethisch aufgeladen unterwegs, erklärte CDU-Anhänger Vad.

„Wir wollen alles moralisch richtig und gut machen“, kritisiert der Experte damit klar Außenministerin Annalena Baerbock (43, Grüne) und fordert: „Wir müssen das politisch anders angehen“, differenzierter, mit Vernunft. „Das heißt nicht, dass wir vor Moskau kuschen müssen.“

Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Angela Merkel: Diese deutschen Ex-Kanzler hätten immerhin einen Draht zu Russland gehabt, „das machte uns stark“. Diese Nähe, diesen Zugang habe die deutsche Politik aktuell nicht.

Und noch eine unpopuläre These für Politikbeobachter in Deutschland hat Vad parat: Sein Bauchgefühl sage ihm derzeit, dass Ex-Präsident Donald Trump die US-Wahlen im November gegen Kamala Harris gewinne. Und dann? „Trump wird den Ukraine-Krieg beenden“, so die Prognose des Militär-Experten.

Dem Vortrag Vads lauschten interessierte 200 Gäste, darunter die berühmte Fotografin Herlinde Koelbl, die einst Angela Merkel regelmäßig porträtierte, Giesecke & Devrient-Chef Ralf Wintergerst, IHK-Präsident Klaus Josef Lutz und Moderatorin Uschi Dämmrich von Luttitz. Das Korbinians-Kolleg lädt in regelmäßiger Reihenfolge namhafte Wissenschaftler und Redner zu „Fragen der Zeit“ ein, kuratiert von Professor Wilhelm Vossenkuhl.