Knapp 90.000 Mitarbeiter hören auf sein Kommando. Seit 2021 ist Steffen Greubel der CEO des Großhändlers Metro. Sein Motto als Chef des international agierenden Unternehmens: einfach machen, nicht nur reden.
Das vermisste er jedoch teilweise in seinem Netzwerk aus Führungskräften. „Irgendwann ist es mir auf die Nerven gegangen, dass wir uns so viel beklagen und an Rahmenbedingungen herumnörgeln, an denen wir in unseren Unternehmen kurzfristig nichts ändern können“, sagt er zu BILD.
Woche für Woche will er bis zu Wahl die Herausforderungen im Kleinen anpacken. „Denn wir müssen wieder in einen Modus kommen, in dem die Leute nicht nur reden und sich beklagen, sondern die Ärmel hochkrempeln und auch machen.“
Das erwartet er auch von seinen Führungskräften. Alle 300 müssen mindestens einmal im Jahr einen Tag bei einem Kunden aus der Gastronomie arbeiten. Sie sollen Verständnis dafür bekommen, was deren Wünsche und Vorstellungen sind.
Steffen Greubel selbst machte das in den letzten beiden Jahren im Service, jetzt stellte er sich für zwölf Stunden in die Küche eines Burgerladens in Düsseldorf. Auch an der Metro-Fischtheke ist er als passionierter Angler immer mal wieder im Verkauf zu finden.
In dieser Zeit lerne er sehr viel. „Wenn ich mich zehn Minuten mit dem unterhalte, der hier die Burger-Buns macht, nehme ich zehn neue Ideen mit, von denen vielleicht drei auch umsetzbar sind“, so Greubel. „Und wenn das alle machen, und so ’ne Attitüde haben, dann funktioniert das auch. Wir müssen unsere Kunden verstehen. Das lernt man nicht mit ’nem warmen Hintern in der Vorstandsetage. Das lernt man hier am Herd.“
Die Gastronomie liege ihm dabei besonders am Herzen. Die habe in den vergangenen Jahren schon genügend gelitten. Der Metro-CEO: „Corona, Inflation, gestiegene Preise für Energie und Lebensmittel. Egal, was es ist, die Gastro ist immer betroffen und ein Hauptverlierer der jüngsten Krisenjahre.“
„Erhöhung der Mehrwertsteuer ist absoluter Blödsinn“
Vor allem die Erhöhung der Mehrwertsteuer nach Corona von 7 auf 19 Prozent störe ihn: „Das ist absoluter Blödsinn. Das muss vereinfacht und gerechter gestaltet werden. Im Restaurant werden 19 Prozent veranschlagt, bei Abholung oder Lieferdiensten sind es nur 7 Prozent. Beim gleichen Produkt“, so Greubel. „Es ist halt ein Unterschied für den jeweiligen Laden, ob ein Burger für 13 oder 15 Euro verkauft wird. Die Gastronomie in Deutschland gehört unterstützt, da will ich auch mein Gewicht in die Waagschale werfen.“
Auch die unterschiedliche Besteuerung von Lebensmitteln sei ihm ein Anliegen: „Überall wird von Entbürokratisierung gesprochen, warum macht man da nicht einen einheitlichen Steuersatz für Konsumausgaben? Warum hat Babynahrung 19 Prozent Mehrwertsteuer, Tierfutter oder Gummibärchen aber 7 Prozent? Das muss zugunsten eines reduzierten einheitlichen Steuersatzes weg.“
Hier einen guten Weg zu finden, sei für ihn eine Aufgabe der neuen Regierung nach der Bundestagswahl. Doch Steffen Greubel erwartet noch mehr: „Es muss jetzt einen Impuls für die deutsche Wirtschaft geben, damit der Laden wieder in Schwung kommt. Die neue Regierung muss sofort loslegen, pragmatisch anpacken. Ohne das wird vieles andere, was wir auch wollen, nicht zu bezahlen sein. Wir brauchen eine berechenbare, unternehmerfreundliche, aktionsorientierte Politik ohne Ideologie.“