Das Merz-Beben rüttelt den Wahlkampf auf. Der Kanzlerkandidat der Union verspricht eine knallharte Wende im Asyl-Recht. Schon nächste Woche will Friedrich Merz dafür erste Gesetze im Bundestag durchboxen – notfalls mit Stimmen der AfD.

„Was soll denn noch passieren?“, hatte der CDU-Chef nach dem schrecklichen Messer-Mord von Aschaffenburg am Mittwoch auf X (Twitter) gefragt.

„Merz ist für die Bürger in diesem Fall glaubwürdig“, erklärt der renommierte Demoskop Klaus-Peter Schöppner (76/ Umfrage-Institut Menefactum) gegenüber BILD. „Die Reaktion der Union auf einen Kriminalfall, der die Bürger erschüttert, war noch nie stärker als jetzt“, sagt er.

Jahrelang habe die Politik nach vergleichbaren Fällen (Solingen, Illerkirchberg, Magdeburg, und und und) viel versprochen und wenig geliefert. Jetzt sei die Stimmung anders: „Es ist das erste Mal, dass Bürger den Eindruck haben, es könnte wirklich etwas passieren.“

Und: Merz könnte mit dieser Strategie die AfD schrumpfen.

Fakt ist laut Schöppner: Die Union hat an ihrem rechten Rand in den vergangenen Jahren mehr Wähler verloren als links – und könnte nun viele von ihnen zurückholen.

Auf grob 30 Prozent beziffert er den Anteil der Bürger, die sich von der Politik zuletzt nicht mehr mitgenommen fühlten. „Wenn die Union es schafft, den härteren Migrationskurs als originäre Unions-Politik zu verkaufen und dazu auch in Sachen Wirtschaft positive Akzente für die ‚kleinen Bürger‘ setzt, dann kann sie den Frust vieler von ihnen reduzieren.“

Viel mehr Wähler als früher würden ihre Wahlentscheidung spontan fällen, sagt Schöppner. Klar sei bislang nur, dass die Wechselstimmung stark sei wie nie. Sehr viele Wähler wollen „kein ‚Sie kennen mich‘ wie bei Merkel, keine Kontinuität – sondern einen klaren Kurswechsel, eine Disruption“. Merz könne nun zeigen, dass die Wähler das mit ihm bekommen und nicht mit der AfD.

Und die anderen Kandidaten? Kanzler Scholz (66, SPD) komme aus der Asyl-Klemme nicht mehr raus, sagt Schöppner. „Alles, was Scholz jetzt sagt, wird nur noch als Wahlkampfgetöse wahrgenommen.“

Grünen-Kandidat Habeck (55) habe immerhin den Vorteil, dass man ihn weniger mit dem Thema Migration verbinde. „Er ist bei dieser Messerstecher-Debatte einigermaßen fein raus“, so Schöppner. Trotzdem sei seine emotionale Wahlkampf-Strategie („Zuversicht“, „Gemeinsamkeit“) gerade unpassend.