Jetzt gibt’s für Olaf Scholz (66, SPD) schlechte Verhaltensnoten von seiner Vorgängerin. Angela Merkel (70) rügt den Bundeskanzler!

Die ehemalige Bundeskanzlerin hält die Wutrede von Olaf Scholz anlässlich des Kollapses seiner Regierung für „kein Paradebeispiel für Würde“.

Nach der Entlassung von Finanzminister Christian Lindner (45, FDP) am 6. November hatte Scholz abends vor Journalisten auf die FDP und Lindner geschimpft. „So viel Niedertracht habe ich noch nie erlebt“, sagte Scholz empört.

Merkel dazu jetzt im „Spiegel“: „Der Bundeskanzler führt das Verfassungsorgan Bundesregierung an. Sein Amt hat eine Würde, und die sollte einen stets leiten.“

Auch sie selbst hätte im Amt „harte Bandagen“ zu spüren bekommen und hält es für „unmenschlich, darauf immer nur nüchtern und ausgewogen zu reagieren“. Trotzdem müssten Bundeskanzler solche Krisen mit sich selbst ausmachen.

„Man verspürt eine Menge Emotionen, aber besser ist, man schreit die Wand in seinem Büro an als die deutsche Öffentlichkeit“, sagte Merkel.

„Ich konnte mich als Kanzlerin auch nicht tagelang in meinem Gemütszustand aufhalten, sondern musste die Wut hinter mir lassen und schauen, dass ich vorankomme.“

Das Lob seiner Anhänger für den Klartext-Auftritt von Scholz kann Merkel verstehen. „Klar, vor allem die eigenen Truppen finden es immer toll, wenn man aus sich rausgeht und klare Kante zeigt. Aber so ein Effekt hält meist nicht lange, und das beobachte ich auch hier.“

Merkel beobachtete nach Scholz’ Auftritt „auch ein bisschen Unwohlsein im Publikum. Manche dachten: Wenn unser Bundeskanzler so außer Rand und Band ist – ogottogott – wie schlecht steht es dann um unser Land?“.

Die Erfahrungen von Scholz bestätigt Merkel allerdings. Die FDP habe sie „nie als einfachen Koalitionspartner erlebt“, sagte Merkel dem „Spiegel“. „Aber sie existiert, und Politik beginnt eben mit dem Betrachten der Realität.“