Die technologische Revolution durch künstliche Intelligenz (KI) ist in vollem Gange. Auf der Tech-Messe CES in Las Vegas werden kommende Woche Tausende Produkte mit KI gezeigt. Auch im Alltag ist den Deutschen bewusst, dass große Veränderungen auf sie zukommen.
So halten 72 Prozent der Bundesbürger KI für die einflussreichste Technologie der kommenden zehn Jahre im eigenen Land, wie eine Umfrage im Auftrag des Technologiekonzerns Bosch zeigt. Weltweit sehen das 67 Prozent der Befragten so. Die Gesellschaft für Innovative Marktforschung hat im Herbst 2024 mehr als 11.000 Personen in sieben Ländern befragt; die Ergebnisse liegen WELT AM SONNTAG exklusiv vor.
Angetrieben durch große Sprachmodelle wie ChatGPT hat die künstliche Intelligenz binnen kurzer Zeit einen Aufmerksamkeitsschub erfahren. Vor zwei Jahren hatten in einer ähnlichen Umfrage nur 42 Prozent der Bundesbürger KI als wichtigste Technologie eingestuft. Heute folgen mit weitem Abstand Technologien wie Industrieroboter (25 Prozent) und Wasserstoff/Brennstoffzelle (23 Prozent). Weltweit werden von vielen Befragten noch 5G-Mobilfunk und das automatisierte Fahren als bedeutend eingeschätzt.
Die Skepsis gegenüber KI scheint hierzulande etwas gesunken zu sein: 34 Prozent der Bürger denken, dass die Technologie einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben wird, im Vorjahr waren es nur 26 Prozent. Andere Länder sind optimistischer im Umgang mit KI, vor allem China, wo zwei Drittel der Befragten positive Effekte erwarten.
Auf der CES werden auch ethische Aspekte im Umgang mit KI eine Rolle spielen – aber eher am Rande. So ist eine Podiumsdiskussion zu Urheberrechten, „Deepfakes“ und der Regulierung von KI angesetzt. In einer anderen Runde geht es um Anwendung und Ethik von KI in vernetzten Häusern („Smarthomes“). Direkt darauf folgt eine Diskussion zu „Profitabilität im vernetzten Haus“. Den Unternehmen auf dem Branchentreffen geht es vor allem ums Geschäft. Auch deutsche Konzerne wie Bosch, Continental, BMW, Siemens und Infineon sind in Las Vegas dabei. Die Eröffnungsrede hält Jensen Huang, Chef des Chipherstellers Nvidia und aktuell wohl größter Profiteur des KI-Booms.
Dass sie dazulernen müssen, um mit der Technologie der Zukunft mithalten zu können, ist den meisten Deutschen offenbar klar. Laut Umfrage planen 67 Prozent, sich im Bereich KI weiterzubilden. In Frankreich und Großbritannien ist die Bereitschaft ähnlich hoch, in den USA, Brasilien, China und Indien aber weit höher. In den drei Schwellenländern gaben mehr als 90 Prozent an, dass sie eine KI-Weiterbildung planten. Unter den Chinesen und Indern forderten auch vier von fünf Befragten, KI als Schulfach einzuführen. In Deutschland wollen das immerhin 57 Prozent.
Die meisten Unternehmen haben diese Motivation allerdings noch nicht aufgegriffen. Nur 18 Prozent der Deutschen haben laut Befragung bereits eine KI-Schulung am Arbeitsplatz erhalten, in Frankreich und Brasilien waren es noch weniger. Indien und China dagegen scheinen deutlich engagierter: 38 Prozent der Chinesen berichten von KI-Schulungen bei der Arbeit und sogar 57 Prozent der Inder.
Daniel Zwick ist Wirtschaftsredakteur und berichtet für WELT über alle Themen aus der Autoindustrie.